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Wo ist mein Zuhause ?

An einem fremden Laptop, ohne meine Favoriten den Browser geöffnet und gemerkt

Welche Adresse will ich öffnen ?

Am heimischen Laptop sind sofort die relevanten Reiter offen und werden von links nach rechts besucht. Aber jetzt fehlen mir die Passwörter für einige Accounts. Ähnlich geht es mir beim

Betriebssystem

Am Einfachsten ist es mit Ubuntu, aber richtig froh bin ich damit nicht. Ein paar Jahre nehme ich dieses oder jenes aus der breiten Palette von Linux. Nirgends bleibe ich lange. Zuerst war es die Lust am Neuen. Jetzt ist es die Sehnsucht nach etwas, das Bestand hat.

Nachdem ich meinen Kalender im Hotel auf Aland (mit Kreis auf dem ersten A) liegengelassen habe, beginne ich die Nutzung eines Kalenders auf meinem Smartphone. Der liegt in einer Cloud.

Auch daran muss ich arbeiten. Tatsächlich ist das Smartphone ein interessantes Werkzeug. Ich traue ihm noch nicht so ganz. Allerdings kann ich meinen Kalender nicht verlieren, wenn er in der Cloud ist.

Wir nehmen, was wir brauchen

Die Alten nutzen Telefon und Fernsehen, Zeitung und Handy, Post und den Tratsch auf dem Markt. Heute erzählte mir eine alte Dame ganz begeistert, ihr Handy habe auch eine Kamerafunktion. Wir tauschten uns über Nutzen und Unsinn moderner Technik aus. Sie ist auf einen Gehstock angwiesen und hat für weitere Wege ein Gerät, dass sie Scooter nennt. Es ist ein Scooter. Sie benennt die Dinge, wie sie heißen. Sie hat kein Problem damit. Sie ist in den 90igern. Ich rechne ein bisschen und ahne, was sie alles an Veränderungen miterlebt hat. Sie gehört zu denen, die das Leben leben. Sie sehnt sich nicht zurück in eine vermeintlich heile Welt.

Wir nehmen, was wir brauchen. Das bedeutet nicht, dass wir horten und Geschäfte machen. Wir brauchen einfach nur das, was wir brauchen. Horten müssen wir nicht mehr, weil wir wissen, dass wir bekommen, was wir brauchen. Es liest sich wie ein Utopie. Aber die alte Dame sieht das Leben so. Man muss nicht alles haben, um es nutzen zu können. Dieser Scooter beispielsweise gehört der Krankenkasse. Das ist auch gar nicht schlimm. Die Wohnung gehört ihr ja auch nicht, die hat sie nur gemietet.

Mit der Cloud ist sie nicht einverstanden. Es müsste was geben, was alle nutzen können und wo man trotzdem nicht beklaut wird, sagt sie. Und ich antworte, aus solchen Ideen entstünden neue Programme. So entwickelt sich alles weiter. Sie nickt. Ich muss an die vielen Flüchtlinge denken. Und ich denke, sie sollten bekommen, was sie brauchen, und wir sollten ihnen geben, was sie brauchen, wenn wir es haben. Wir können teilen. Insbesondere unsere Lebenserfahrung können wir teilen. Nur nehmen, was man braucht. Nur haben, was man braucht. Keine Angst haben müssen, dass man zu kurz kommt. Aber das kann man zwar erzählen und leben, verordnen und in Gesetze packen kann man es nicht.

Heute ging es im Sonntagsevangelium wieder um das Brot und die Menschen, die Jesus suchen, weil er Brot vermehren kann. Er klärt das Missverständnis auf. Aber damit ist es noch nicht klar. Wie soll man das verstehen? Essen muss jeder. Leider sind wir zu dick - im Durchschnitt. Denn das Essen ist die schnellste Möglichkeit der Selbstbefriedigung. Alles andere gibt der Sehnsucht Konturen und führt über unbekannte Wege irgendwohin, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist.