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Voll auf die Fresse

Ein Kollege im kirchlichen Dienst findet meine Website blöd. Er sagt Homepage zu meiner Website. Das finde ich blöd. Aber nicht sehr. Denn meinerseits verstehe ich nicht, was die Jungs bei LUKi so von sich geben. Die kennen Wörter! Insofern hab ich nicht voll-auf-die-Fresse bekommen. Aber es sieht so aus.

Blick in einen Gang zwischen Metallregalen mit ordentlich gereihten Ordnern und Boxen

Wir hatten eine Fortbildung mit Professor Wolf aus Münster, der völlig geflasht vom Archiv des Vatikan ist. Überhaupt: Archive! Wenn man einmal damit anfange, sei man infiziert, sagte er strahlend. Es war ein inspirierender Vortrag in Schulatmosphäre gebettet. Was aber weniger an den Veranstaltern als am Publikum lag. Wie in der der Schule meldeteten sich die üblichen Verdächtigen und gaben aus ihrem Wissenschatz preis und der Professor fand es jeweils eine wichtige Frage. Was soll er tun? Er ist ein höflicher Mensch. Und wir sind sozialisiert. So entging uns beinah, dass sich in Archiven allerhand Augenöffnendes finden lässt. Dazu, denke ich, müsste ich mich selber mal in ein Archiv begeben. Aber wo soll ich da anfangen? Wird mir jemand helfen? Oder werde ich wie in der Schule und im richtigen Leben einem Kampf aus Oben und Unten ausgesetzt werden? Wird man mich belächeln, wenn ich ratlos vor dem Ganzen stehe?

The first rule of intelligent tinkering is to keep all the pieces. - Aldo Leopold

Überall auf der Welt nähme die Zahl der Katholiken zu, sagte ein Kollege, nur bei uns nicht. Der Professor entgegnete, in Relation zur wachsenden Weltbevölkerung nähme die Zahl der Katholiken ab. Folgt daraus irgendwas?

Eine Übung, die mir aus der Fastenzeit geblieben ist, ist einfach mal nichts zu sagen und zuzuhören und gegebenenfalls mitzuschreiben. Es zuckt in mir. Die Schulzeit hat mein Verhalten in Settings wie Vorträgen und Sitzungen geprägt. Hin und wieder "Voll auf die Fresse" zu kriegen brauche ich, um das nicht zu vergessen.

Am Schluß der Fortbildung las Professor Wolf aus einem Buch eine kleine Geschichte um den Sinn des Aufbewahrens vor. Es ist eine jüdische Weisheitsgeschichte. Der Clou: Was wir bewahren, kann eine Stütze sein, wenn das, was wir entschieden/gewählt haben, nicht mehr hält. Das finde ich richtig. Vorausgesetzt wir halten Ordnung und produzieren keinen Müll. Aber das ist fast schon wieder ein anderes Thema.