Skip to main content
 

Wir können das - Verantwortung in Zeiten der Individualisierung

Nur ein Beispiel:

Ein Mensch stirbt. Die Familie und die Freunde haben nicht viel Erfahrung mit dem Tod. Es ist auch nicht so, dass sie nicht an Gott glauben würden, aber einen Menschen der Kirche sprechen sie nicht an. Die Pfarrer haben doch sowieso keine Zeit, heißt es. Schließlich beauftragen sie einen Bestatter. Der erklärt ihnen, was er machen kann. "Ist das hier eine Verkaufsveranstaltung?", fragt man erschüttert.

Vielleicht fehlte an der Stelle doch ein Seelsorger (oder eine Seelsorgerin)? Die nicht unaufgeklärte Familie findet die katholische Kirche rückständig, kommt aber nicht auf die Idee, dass es mehr als Geistliche unter den Seelsorgenden gibt. Da steckt man irgendwie fest. Schließlich muss aber was geschehen. Zwei nehmen das Heft in die Hand. Sie bereiten Lieder und Texte vor und bauen auch das Vaterunser mit ein. Die Sonne scheint. Man ist am Ende mit dem Verlauf zufrieden. Es geht also auch ohne Kirche.

Blick in einen Frühlingswald, fast ganz ohne Blätter und Unterholz. Es ist ein Verschlag zu sehen. Oder ist es eine Hütte. Die Sonne scheint.

Im Rahmen des Möglichen hat jeder alles richtig gemacht.

  • der Sterbende
  • die Familie
  • die Freunde
  • die Kirche
  • die Gemeinde
  • das Krankenhaus
  • das Hospiz
  • der Bestatter

Irgendwas stimmt trotzdem nicht.

 

"Mach mal langsam" und eine Empfehlung für den Psalm 119

Ohne Geld geht gar nichts. Und ohne Macht auch nicht. Sagen manche. Sie sind sehr überzeugt. Letztens saß ich noch mit einem alten Bekannten am Tisch, der mittlerweile einen eigenen Betrieb hat und etliche Freelancer beschäftigt, die von unbekannten Orten aus ihre Arbeit machen. Er ist begeistert. Manche von ihnen verdienen 1000 € am Tag. Wir reden. Es ist kaum möglich, die anderen Buzzwörter einzubringen, ohne wie ein Spielverderber da zu stehen. Was ist mit dem Weltklima, wenn diese Freelancer in der Weltgeschichte herumreisen nur weil sie es können? Was ist mit den Abgehängten und den Flüchtlingen? Was ist mit Gesundheit und Ernährung? Wo wird es hin führen, wenn wir diese Lebensweise zum Maß unserer Karrieren machen?

Angestellte

Mein Arbeitgeber macht grad eine heftige Umstrukturierung mit. Die wäre kaum möglich, wenn der Laden nicht vor die Wand gefahren wäre und sich ständig tiefer rein bohrte. Aber der Laden ist schon nicht mehr das, als was er gilt. Ich bin nur Angestellte. Aber die Leitungsetage sagt:

Machen Sie uns Vorschläge, unterbreiten Sie Ihre Ideen, wir sind bereit, Risiken einzugehen.

Es bleibt das Tagesgeschäft, das darin besteht, sich tiefer in Misere zu bohren. Beispielsweise wenn es uns nicht gelingt, den Anschein von Dienstleistern abzulegen. Es ist eine Herausforderung, dass Christen im Beruf nicht bessere Christen sind als Laien. Wir Berufstätigen sind nicht besser in der Sache als alle anderen. Aber wir stecken zur Zeit sehr in diesen Strukturen, die uns einen Ort zuweisen und dementsprechend Dinge von uns erwarten, die wir im Grunde nicht leisten können oder die jeder andere Mensch leisten könnte oder die Christen generell leisten können. Es scheinen diese Strukturen so selbstverständlich richtig, dass wir uns kaum vorstellen können, dass christliche Ideale darin Platz haben.

Von Zeit zu Zeit wechseln wir unsere Arbeitsplätze, weil wir mit dem KnowHow und den Erfahrungen im Hintergrund an anderen Arbeitsplätzen mehr bewirken können. Dann sind wir die neuen Besen.

Ich werde nie viel Geld verdienen und brauche das auch gar nicht. Meine Ziele sind mit meinem Glauben an Gott verknüpft und dieser ist mit meinem Arbeitgeber verknüpft. Darum habe ich Zeit. Und ich habe Geduld. Geduld darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Ich lerne und lese. Uns fehlt in unserem Betrieb noch das Neue. Uns fehlen die Einflüsse der agilen Arbeit, des modernen Arbeitsmarktes und der neuen, neu gestalteten Prozesse. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist die Caritas im Bistum Essen, die mit ihrer Direktorin neue Wege beschreitet.

Focussieren

Mein Blick ist auf ein Ziel gerichtet. Ich gehöre zu den Kollegen und Kolleginnen, die sich für Inklusion (Menschen mit Behinderung) und Digitalisierung engagieren. Wir nutzen moderne Technik und sind nicht einer Meinung. Wir treffen uns auf Tagungen und am Telefon.

Wir beten gemeinsam. Seltener in der Kirche einer Gemeinde, weil die sich immer noch in die Wand bohrt. Ich bin lieber in Formaten, die wir ebenso wie unsere "Kundschaft" mit technischen Mitteln bedienen können. Es ist ein Prozess. Vieles ist in Veränderung. Wir machen Fehler. Seit wir im Bistum Essen den Zukunftsbildprozess beschreiten, dürfen wir ganz offiziell Fehler machen. Das bedeutet nicht, dass wir vor uns hin dilletieren. Es ist nicht so wie bei dem oben genannten Bekannten, der meint, man müsse etwas beginnen und wieder fallen lassen können. Mal hier mal da und schnell. Mit der Methode erreicht man was. Aber wir in der Kirche können das nicht. Wir sind mutiger, seit wir der Krise ins Auge sehen. Wir rütteln und wagen. Aber wir machen nicht schnell, weil unser Blick bei allen Menschen ist. Wir dürfen keinen verlieren.

Pastoral der flachen Hierarchien

Mein Focus ist auf die Menschen und deren Beziehungen in unserer Kirche gerichtet. Beispielsweise auf die alte Dame, die mit ihrem Smartphone Fotos während des Weltgebetstages macht. Sie hat ein Problem mit dem Licht und lässt mich auf den Bildschirm schauen. Ich probiere etwas aus und sie lernt dabi. Sie sagt, sie besuche einen Techniktreff für Senioren. So geht das. Menschen kommen mit ihrem Wissen. Die Einen sind Hausfrauen, die anderen sind Theologen, wieder andere sind alleinerziehende Mütter oder überforderte Karrieristen. Wir alle bilden eine Gemeinde. Das Apostolat der Laien, das im II. Vatikanischen Konzil angekündigt wurde, könnte so ein Wert werden. Arbeiten Sie nicht mehr dem Pastor zu. Arbeiten wir gemeinsam im Reich Gottes. Das klingt nach Machtverlust und der Gefahr, alles zu verlieren.

---

https://www.caritas-essen.de/die-caritas-im-ruhrbistum/diecaritas

https://www.caritas.de/magazin/kampagne/sozial-braucht-digital

https://zukunftsbild.bistum-essen.de/

https://netzgemeinde-dazwischen.de/

---

Psalm 119

Der ist der Längste der Psalmen im Buch der Psalmen. Ein Blogartikel auf Medium hat mich auf die Möglichkeit gewiesen, man könne diesen Psalm auswendig lernen. Also los. Der Blogartikel gibt sogar Hinweise auf eine gute Methode.

Bei mir hakte es bereits im ersten Abschnitt. Es geht doch sehr um das Gesetz. Gesetz, Gebot, Weisung.

https://praypsalms.org/psalm-119-in-2019-9931ac1a4c1d

Das brachte mich auf die Frage:

Wie lauten die 10 Gebote?

Es war ganz überraschend schön, sich die 10 Gebote vor Augen zu führen. Der Inhalt ist hilfreich. Es ist gar nicht bedrückend. Es ist eine Hilfe, eine Art Geländer, eine Möglichkeit, das eigene Leben zu überprüfen.

Exodus 20,2–17 und Deuteronomium 5,6–21

10 Gebote, die man ernst nehmen kann.
Was fällt mir daran schwer?
Manchmal ist ein Gebot sogar die Lösung für ein zwischenmenschliches Problem.

"Selig, deren Weg ohne Tadel ist,

die gehen nach der Weisung des Herrn."

So lautet der erste Vers in der Einheitsübersetzung. Da hörte die geschmeidige Lektüre auf. Kann ich das auswendig lernen? Kann so mein Psalm sein? Und *Spoiler* es geht in diesem Stil weiter. Ja, wenn mein Weg ohne Tadel wär, dann wäre Vieles besser. Aber kann sowas überhaupt sein? Zusammengenommen ist das Gehen nach der Weisung des Herrn schon ein guter Fokus. Aber was ist die Weisung? Sie beginnt mit dem Hinweis: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägypten geführt hat." Und das ist der Clou. Wir sind befreit. Und darum ist es wichtig, sich die 10 Gebote immer wieder vor Augen zu führen. Das Gebot, das mir beim Erinnern nicht einfallen will, ist ein Hinweis auf eine Baustelle.

Es ist wunderbar, macht Spaß und tröstet.

 

Es müsste ein Wohnen geben, das ein Leben ist. Und so müsste auch Kirche sein.

Wir haben einen Pastor, der ist musikalisch. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, improvisiert er über Themen aus Klassik und Jazz bis der Arzt kommt. Aber weil die Dinge sind wie sie sind, wird er im Alltag aufgerieben. Taufe, Berrdigung, Hochzeit, Heilige Messe, Geburtstagsbesuch, eine Sitzung nach der anderen. Es ist nicht jedem gegeben, für seine Lebensentwürfe zu kämpfen. Und so weiß seine Gemeinde nicht, dass Gottesdienste auch ganz anders aussehen könnten.

Wir haben im Bistum Essen sogar eine Abteilung, die sich mit dem Umwidmen von nicht mehr gebrauchten Kirchen befasst. Wer zupackend unterwegs ist, kann aus seiner Kirche was machen. Es gibt schon richtig schöne Beispiele von Umbauten, die eine Weiterentwicklung sind.

Als wir noch aus dem Vollen schöpfen konnten, sah es so aus, als bräuchten wir uns nicht zu kümmern. Darum kann man manche Gebäude ohne Bedauern abreißen. Sie sind marode. Nur die Gemeindemitglieder, denen das Lebendige im Gottesdienst abgeht, sehen im Stadtteil die Kirche schwinden. Wir sind wie paralysiert in unseren Gemeinden. Es werden Fördervereine gegründet, aber es findet kein Diskurs statt.

Es müsste neue Wohnformen geben, die die Durchlässigkeit von Leben und Glauben möglich machen. Und es müsste klar sein, dass beruflich Tätige in der Kirche auch Glaubende sind wie alle anderen in den Gemeinden. Wenn das so wäre, wäre auch klar, dass die gesamte Bandbreite unserer Kultur mit unserer Kirche nicht nur in Berührung kommen muss. Wir müssen nicht "zu den Menschen gehen", weil wir die Menschen sind. Alles andere ist bullshit.

Und jetzt. Musik!

 

 

Die Überführung von Gebeinen als Strategie

Werica ist eine Frau in Herbede gewesen.

Sie hat im 9. Jahrhunderts gelebt.

Sie war blind.

Bei Wikipedia lese ich, dass ein Graf Waltbert die Gebeine des heiligen Alexander nach Wildeshausen (südlich von Bremen) bringen ließ. Es gibt eine Legende, die dies erzählt.

Im Winter 850/851 sollen auf Betreiben des Waltbraht bzw. Waltbert, Graf im Lerigau und Enkel des Sachsenführers Widukind, Reliquien des heiligen Alexander in das im Osten seines Gaus gelegene Wildeshausen (südlich von Bremen) gebracht worden sein, wo Waltbraht ein Kanonikerstift gegründet hatte. Diese Übertragung stand im Zusammenhang mit zahlreichen anderen Reliquientranslationen der Zeit, die die Sachsenmission unterstützen sollten. Von der Übertragung und den sie begleitenden Wundern berichtet die Translationslegende De miraculis sancti Alexandri.

Quelle: Wikipedia

Wir haben heute noch eine Wericastraße in Herbede. Es wurde überliefert, dass Werica den Sarg mit den Gebeinen des Alexander berührte und so sehend wurde. Aber in dem zitierten Artikel steht auch, dass mit Reliquienübertragungen die Sachsenmission unterstützt werden sollte. Ich stell mir das so vor:

Die Menschen haben Respekt vor den Knochen von Heiligen. Sie bewundern den Mut der Märtyrer. Die Machthaber können mit einer Reliquienübertragung viele Menschen erreichen. Der Sarg reist durch das Land und muss immer wieder irgendwo über Nacht stehenbleiben. Das ist eine Gelegenheit, den Menschen von Gott zu erzählen und sie an diesen mächtigen Gott zu binden. Und wenn dann auch noch jemand geheilt wird, ist das besonders beeindruckend.

Ist Werica wirklich geheilt worden? Oder wurden solche Wunder inszeniert wie Events?

Wir in Herbede wissen nichts mehr von diesen Geschichte. Wenige interessieren sich für Geschichte. Was hat das auch mit uns zu tun?

Mir macht es Spaß, dass ein wenig schürfen an den Informationen, die uns zugänglich sind, bereits kleine Ecken unserer Geschichte zu Tage bringt. Diese Translationslegende würde ich gerne lesen. Wenige Kilometer die Ruhr runter hatten die Gebeine des heiligen Liborius gerastet. So vermutet man. Denn dort steht die St. Liborius - Kirche. Man baute solche Kirchen an den Stellen, an denen während einer Translation der Sarg ruhte. Wenn man sich in die Geschichte vertieft, findet man alle paar Kilometer Zeugnisse christlichen Glaubens und von Kirchenpolitik.

Heute gibt es eine Wericastraße und einige Freifunkrouter mit der Bezeichnung Werica. Der heilige Alexander hat sie über seinen Tod hinaus noch heilen können, weil sie daran geglaubt hat, dass dies möglich ist. Glaube schafft Verbindungen und Veränderungen. Unsere Ideen werden diesen Glauben weitertragen. Auch wenn wir keine Macht mehr haben und nichts als eine Bewegung unter vielen sein werden.

Sie brachten die Knochen des toten Märtyrers

in das Land der Widerspenstigen

Knochen, zu erzählen

von Mut, Liebe, Familie und Glauben

Hier wissen wir nichts mehr über diese Reise

bis auf die Frau, die geheilt wurde

Der Name des Märtyrers ist Alexander

Der Name der Fau ist Werica

Im Namen Gottes

 

Abtippen gegen das Vergessen: Festschriften aus den Anfängen unserer Gemeinde

Auf dem Dachboden gefunden oder ausgeliehen bei altgedienten Gemeindemitgliedern. Hier ein Beispiel:

Katholisches Leben im Wandel der Zeiten (aus: Festschrift zur Einweihung des Katholischen Kindergartens)

800 - 814 Karl der Große, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches; Sachsenkriege; Mission durch St. Liudger von Werden; Bischof Hildeboldus (785 - 819; Sachsentaufen am Heiligen Born in Volmarstein durch Mönche aus Kloster Werden; Volmarstein Mittelpunkt einer Grafschaft;
814 - 840 Kaiser Ludwig der Fromme; Erzbischof Hadebald von Köln (819 - 842);
843 - 876 Ludwig der Deutsche; Erzbischof Gunther (850 - 863); IV. Konzil zu Konstantinopel über Bilderverehrung (869/70) Karolingerstreit;
876 - 882 Ludwig II.; Erzbischof Willibert (870 - 889);
882 - 887 Karl der Dicke;
887 - 899 Arnulf von Kärnten; Erzbischof Herimann (890 - 925);
900 - 911 Ludwig das Kind;
911 - 918 Konrad I.;
918 - 936 Heinrich I. der Städtegründer; Erzbischof Widfried (925 - 953);
936 - 973 Kaiser Otto I. der Große; Neuordnung des Reiches; Erzbischof Bruno von Sachsen (953 - 965); Erzbischof Volkmar (965 - 969);
973 - 983 Otto II.; Erzbischof Gero (970 - 976); Erzbischof Warzinus (976 - 984);
983 - 1002 Otto III.; Erzbischof Evergus (984 - 999); Entdeckung Amerikas durch Leif Erikson; Pfarrkirche in Volmarstein dem heiligen Apostel Bartholomäus geweiht); (später Vikarien St. Marien und St. Georg); Weltuntergangsstimmung vor 1000;
1002 - 1024 Kaiser Heinrich II., der Heilige; Erzbischof Heribert von Rothenburg (999 - 1021);
1024 - 1039 Konrad II.; Erzbischof Pelegrinus (1021 - 1036);
1039 - 1056 Heinrich III.; Erzbischof Hermann II. (1036 - 1056); erste Erwähnung Volmarsteins (1047) als folmudestede durch Abt Gerold von Werden;
1056 - 1106 Heinrich IV.; Erzbischof Anno II. (1056 - 1075); E. Hidolf (1075 - 1079); E. Sigewin (1079 - 1089); Hermann von Hochstaden (1089 - 1099); I. Kreuzzug (1096 - 1099); Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg baut Burg Volmarstein; gloriosum castrum; Investiturstreit;
1106 - 1125 Heinrich V.; -> Gerwich von Volmarstein wird Mönch und Gründer des Cisterzienserklosters Waldsassen; <- Bernhard von Clairvaux; I. Laterankonzil (1123);
1125 - 1137 Lothar von Supplinburg; Erzbischof Benno II., Graf von Berg (1131 - 1137); ab 1134 sind Herren von Volmarstein als Kölner Ministeriale nachweisbar;
1137 - 1152 Konrad III.; 1139 II. Laterankonzil; Erzbischof Hugo (1137 - 1150); II. Kreuzzug (1147 - 1149); Erzbischof Arnold I. (1150 - 1156);
1152 - 1190 Friedrich I. Barbarossa; Erzbischof Friedrich II. von Berg (1156 - 1158); Erzbischof Reinald von Dassel (1159 - 1167); Die Gebeine der Heiligen Drei Könige kommen nach Köln; E. Phillipp von Heinsberg (1167 - 1191); 1180 Sturz Heinrich des Löwen; III. Kreuzzug (1184 - 1192); Burg Volmarstein 1176 als Sitz der Herren von Volmarstein erwähnt;
1190 - 1197 Heinrich VI.; E. Bruno III. von Berg (1191 - 1193); E. Adolf I. von Altena (1193 - 1205);
1197 - 1215 Phillip von Schwaben und Otto IV.; E. Bruno von Sayn (1205 - 1208); E. Dietrich I. (1208 - 1214); Walther von der Vogelweide; 1212 Kinderkreuzzug; Papst Innozenz III. als Führer des christlichen Abendlandes; Anderburg in Volmarstein als Burghaus des Kölner Erzbischofs erwähnt; Der Mönch Gottschalk und andere Werdener Mönche aus Volmarstein; 1205 Kirchenraub und Hostienwunder in Volmarstein;
1215 - 1250 Friedrich II.; Erzbischof und Reichsverweser Engelbert I. Graf von Berg, Heiliger; in Gevelsberg ermordet; E. Heinrich I. (1225 - 1238); Konrad I. von Hochstaden (1238 - 1261); Bau des Kölner Domes; 1215 IV. Laterankonzil über Eucharistie und Osterpflicht; Franz von Assisi und Dominikus; Thomas von Aquin; V. Kreuzzug 1228/29; 1248 VI. Kreuzzug; Heinrich von Volmarstein in Ungnade, später Aussöhnung; Weihe einer Marienglocke; -> Marienbild am Hilgen Püttken; Wunderheilungen; Verehrung der Heiligen Blut-Hostie; Große Wallfahrtszüge kommen nach Volmarstein. <- Hauptwallfahrt am Sonntag nach Jakobi (25. Juli); 1236 Pfarrer Freidrich von Volmarstein; -> 1237 Heiligmäßige Klausnerin Gertrud von Volmarstein <- ;
1250 - 1254 Konrad IV.; Interregnum; 1270 7. Kreuzzug; Engelbert II. (1261 - 1274);
1273 - 1291 Rudolf I. von Habsburg; Erzbischof Siegfried von Köln 1275 -1297); Pfarrer Heinrich von Volmarstein; 1288 Burg Volmarstein eine Zufluchtstätte der Räuber genannt;
1292 - 1298 Adolf von Nassau; Erzbischof Wigbold (1297 - 1304); Volmarsteiner Freigrafen (1294 - 1594);
1298 - 1308 Albrecht I.; Erzbischof Heinrich II. (1304 - 1332); Freigrafen von Volmarstein um 1300 erwähnt; 1304 Pfarrer Theodor von Volmarstein; 1307 Burg und Freiheit (Stadt) von Mauern und Gräben umschlossen, einschließlich Kirche; Erzbischof und Söhne des Grafen Dietrich von Volmarstein teilen sich in Rechte über Burg und das Kirchenpatronat.
1308 - 1313 Heinrich VII.
1314 - 1347 Ludwig der Bayer; Erzbischof Walram von Jülich (1332 - 1349); 1316 Heinrich von Berchum als Pfarrer in Volmarstein, später vom Papst zum Stiftherrn an St. Gereon in Köln ernannt; 1324 Graf Engelbert von der Mark belagert vom 21. Mai bis zum 25. Juli die Burg und nimmt sie am Jakobustag ein. Der König von Böhmen und der Graf von Hennegau (Holland) beteiligen sich an der Belagerung. Die Burg wird völlig zerstört. Durch die Raubritter auf der Burg soll Pilgern und Kaufleuten Gewalt geschehen sein (laut Graf Wilhelm von Holland). Die Raubritter hatten den Landfrieden von 1317 gebrochen. Die Besatzung der Burg ergab sich am 25. Juli. Der Graf von der Mark trat die Herrschaft an und erhielt das Patronat. Die Burg wurde später wieder aufgebaut, verfiel aber bis ins 16. Jahrhundert. Nach dem Brande von Volmarstein am 9. Oktober 1754 wurde die Burg als Steinbruch benutzt. Am 24. 6. 1830 wurde der Rundturm durch einen Orkan zur Hälfte zerstört. 1819 erhielt Graf Adalbert von der Recke-Volmarstein die Ruine vom Preußischen König. Unter Napoleon wurden Volmarstein die Stadtrechte genommen. 1822 und 1854 wurden Sicherungsarbeiten an der Ruine vorgenommen. 1331 überträgt Kaiser Ludwig der Bayer dem Freigrafen Heinrich von Coesfeld das heimliche Gericht (Feme!) in Volmarstein mit Bann und Gerichtsbarkeit; Freiheitsbrief von Volmarstein. 1337 und 1347 werden Freistühle von Herdecke und Volmarstein vor der Burg erwähnt; 1339 Gründung der Georgsvikarie in Volmarstein durch Adolf von der Mark; Kaplan Wilhelm (1339) und Kaplan Hildebrand von Blankenstein; Graf Engelbert von der Mark (1308 - 1328); Graf Adolf von der Mark (1328 - 1347);
1346 - 1378 Karl IV. von Luxemburg-Böhmen; Erzbischof Wilhelm (1349 - 1363); Erzbischof Graf Engelbert IV. von der Mark (1347 - 1391) starb in Wetter an der Pest; 1371 Pfarrer Heinrich dey Korte in Volmarstein; Blütezeit der Hanse; 1373 Pfarrer Hermann von Fürstenberg; die Pfarrei umfaßt außer der Freiheit Volmarstein auch die Bauernschaft Berge, Grundschöttel; ferner Werdringen, Kaisberg Ähringhausen, Enerke; Strückede bei Silschede (Wengern?); Asbeck; Kebbe und Gut Rocholl! Begründung der Kalandsbruderschaft -> Kaland <-;
1378 - 1400 Kaiser Ruprecht;
1410 - 1437 Kaiser Sigismund; Gerhard von der MArk (1413 - 1461); 1419 - 1430 Märkischer Bruderkrieg; Konzil von Konstanz (1414/18) über Papstwahl und Beseitigung des großen Schismas; Pfarrer Nikolaus von Volmarstein; Kaplan Heinrich von Hattingen (1418);
1438 - 1439 Albrecht II.
1440 - 1493 Friedrich III.; Joh. der Schöne (1461 - 1481); Joh. II. der Fromme von der Mark (1481 - 1521); Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg; 1489 Hexenhammer; 1476/1526 Bauernkriege; 1492 Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus; 1444 - 1449 Soester Fehde; 1431 - 1442 Konzilien zu Basel-Ferrara-Florenz; Als Pfarrer Nikolaus starb und wie seine Vorgänger vor den Stufen des Altares begraben war, schlug der Graf von der Mark Petrus von Hattingen als Pfarrer vor, zur Seelsorge und Verwahrung der Reliquien; am 5. September 1449 wurde nach dessen Tode Johannes Doedingshuysen Pfarrer in Volmarstein. Nach seiner Resignation kam dann Pfarrer Theodor Schucke, der 1483 starb. Die Burg verfiel; Der Dämon der Geldgier beherrschte alle Stände!
1458 war Johannes Lodege Vizecurat. Von ihm wird uns nichts Gutes berichtet. Nach Theodor von Sprockhoevel wurde Liborius Duynhoff (Dönhoff) Pfarrer von Volmarstein (1. 9. 1483);
1493 - 1519 Kaiser Maximilian; Paulus Overheyden wurde am 6. 7. 1507 Pfarrer in Volmarstein. Er machte später Gerardus de Haffen, einem Vikar aus Xanten, Platz und dieser verzichtete wieder für Arnoldus ther Hernhave (1515); Vikare in Volmarstein waren Hermann Mulderpass (1462); Johannes Howerde (21. 8. 1462, + 28. 4. 1485); Theodor Gerlaci (1463, + 20. 5. 1471); Johannes Cost (1485 - 1492 +); Tilmannus Buederick (1492 - 1503); Jacobus de Spedinckuisen (1503); Ein Sohn der Gemeinde; Heinrich Öerdinchus feierte 1515 Primiz in der Dorfkirche; Zwei Jahre später schlug der Wittenberger Mönch Martin Luther seine revolutionären Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg und brachte die Reformation in Gang. 1498 waren die letzten Mauren aus Spanien (Granada) vertrieben worden.
1519 - 1556 Kaiser Karl V.; Joh. III. der Friedfertige v.d.M.; (1521 - 1539); Wilhelm I. der Reiche (1539 - 1592); Pfarrer Herrmann Dönhoff aus Jülich (1521 - 1564) in Volmarstein; Vikar Hermann Menne an der St. Georgsvikarie von 1533 bis zu seinem Tode 1572; Pfarrer Dönhoff starb im Pestjahr am 3. 9. 1564;
1556 - 1564 Ferdinand I.;
1564 - 1576 Maximilian II.; Vikar Anton Schluck aus Wengern wird Pfarrer in Volmarstein (1564) und führt die Reformation ein; Ein Teil der Gemeinde wünscht den aus Volmarstein stammenden Kaplan von Meltmann Hermann Spedinghuys, doch der Lutheranhänger wird staatlich anerkannt! Georg Werningk (Kath.?) wird 1572 Vikar;
1576 - 1612 Rudolf II.; Kölnischer Krieg (1584 - 1610); Graf Johann Wilhelm (1592 - 1609); Johann Sigismund (1609 - 1619); Ungewisse Religionsverhältnisse in Volmarstein; Vikar Friedrich Delbrügger (1593 - 1599 katholisch ?). Die Wallfahrten in Volmarstein werden weitergeführt. Pfarrer Droeghorn (1567 - 1611) katholisch ?
1612 - 1619 Matthias; Dreißigjähriger Krieg (1618 - 1648);
1619 - 1637 **Ferdinand II.**; Herzog Georg Wilhelm (1619 - 1640); 1626 erhielten die Katholiken Volmarsteins unter dem Schutze der spanischen Besatzung vorübergehend die Dorfkirche zurück. Der Jesuitenpater Hillebrand Busäus predigt einen Sonntag in der Dorfkirche; 1631 erwirbt protestantischer Pfarrer P. Borbergh die Pfarrei; Die Katholiken können sich zur Pfarrei Herdecke wenden; weiterhin Erzbistum Köln! Grafschaft Mark geht an Preußen;
1637 - 1657 Ferdinand III.; Friedrich Wilhelm von Preußen, der große Kurfürst (1640 - 1688);
1658 - 1705 Leopold I.; Friedrich III. von Preußen (1688 - 1713); 1661 Rostlauf in Volmarstein;
1705 - 1711 Josef I.; Barockzeit
1711 - 1740 Karl VI.; Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1713 - 1740); -> Protestantischer Pfarrer Revelmann aus Volmarstein (1726 - 1749) sah in der Dorfkirche noch alte Reliquienschreine mit Abbildung einer Hostie und drei Blutstrophen. Er berichtet, daß bis 1700 noch von weither Katholiken zur Stätte des Hostienwunders gepilgert seien. Der Pachtetat der Rentei Wetter enthält noch Verkehrsteuer, wenn in Volmarstein das "Heilige Blut umgetragen" wird. <- Der Prot. Pfarrer Joh. Konrad Revelmann (1726 - 1749) ließ religiöse Streitschriften gegen die Katholiken drucken! Er sorgte somit für ein Ende der Wallfahrten und der Marienverehrung in Volmarstein!
1740 - 1780 Kaiserin Maria Theresia; Siebenjähriger Krieg (1756 - 1763); Friedrich der Große (1740 - 1786); Brand in Volmarstein (9.10.1754); 17 Häuser abgebrannt; später (1757) 70 Häuser vernichtet. Die ganze Gemeinde, wenige Personen ausgenommen, ist der lutherischen Religion zugetan.
1765 - 1790 Josef II.; Zeit der Aufklärung; Friedrich Wilhelm II. (1786 - 1797); Seit alter Zeit in Volmarstein 2 Jahrmärkte, auf Mariä Heimsuchung (2.7.) und Bartholomäus (24.8.); vgl. auch heutige Kirmes!
1790 - 1792 **Leopold II.**; Französische Revolution; Friedrich Wilhelm II. (1797 - 1840); Volmarstein hat 360 Einwohner (1775); Heute (1963) 10.000!
1792 - 1806 Kaiser Franz II.; Zeit Napeoleons; Säkularisation; Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation; Freiheitskriege; 1819 Graf Adalbert von der Recke-Volmarstein belehnt;
1806 - 1871 Vorherrschaft Preußens in Deutschland; Friedrich Wilhelm IV. (1840 - 1861); Protestant. Pfarrer Ringsdorf schließt sich den Baptisten an (1854); Theodor Bonsmann (1851 - 1862) wird Missionar in Wetterund erhält eine Missionskapelle für die Katholiken; Missionsvikar Wilhelm Mense (1862 - 1867); Missionsvikar Eduard Degenhardt (1867/68); Missionsvikar Schriegel (1869); Vikar Norbert Ortmann (1869 - 1907) erhielt durch Bischof Hubertus Simar von Paderborn cura primaria über die kath. Bewohner von Wetter, Volmarstein, Grundschöttel, Esborn, Oberwengern, Schede, Voßkuhle und Gederbach; 1892 wurde er Pfarrer von Wetter. 1864 Preußens Krieg gegen Bayern;
1871 - 1888 Kaiser Wilhelm I. erster protestant. Kaiser in Deutschland; 1888 Friedrich III.; Protestant. Pfarrer Franz Arndt eröffnet (1882) das Altersheim Bethanien, baut Vereinshaus und Kindergarten an der Schulstraße, gründet eine Baugenossenschaft und begründet 1904 die Orthopädischen Anstalten! Wachsende Industrialisierung, Schloßfabriken! Hans Rastbichler (1894) in Volmarstein geboren, später im Kirchenvorstand Wetter, Hagen-Westerbauer und Volmarstein; 1870/71 Deutsch-Französischer Krieg; 1869/70 I. Vatikanisches Konzil über moderne Irrlehren und Unfehlbarkeit des Papstes; das erste Konzil nach dem Reformkonzil von Trient gegen Luther (1545 - 1563) Papst Pius IX. (1846 - 1878); Leo XIII. (1878 - 1903) Sozialrundschreiben Rerum Novarum! Sozialbischof Ketteler und Vater Kolping mühen sich um die Werktätigen.
1888 - 1918 Kaiser Wilhelm II.; Papst Pius X., der Heilige (1903 - 1914); Pfarrer August Schulte (1907 - 1932) in Wetter; Kapläne in Wetter; Wilhelm Tasche (1903 - 1905); Joh. Cramer (1905 - 1907); Wilh. Osburg (1907/08); Joh. Englert (1908/12); Ernst Rotthoff (1912/14); Wilhelm Jakobi (1914/21); Heinrich Dobbener (1921/26); Georg Korte (1926/34); Stefan Ernst (1934 bis zur Neubildung der kath. Kirchengemeinde Volmarstein); Erster Weltkrieg (1914 - 1918); Zuzug von Katholiken nach Volmarstein. Viele verlieren ihren Glauben. Nach dem Weltkrieg zerbricht die Monarchie;
1918 - 1925 Reichpräsident Friedrich Ebert; Papst Benedikt XV. (1914 - 1922); Pius XI. (1922 - 1939); Unruhen, Besatzung, Inflation; Volmarsteiner Katholiken nahmen am Vereinsleben in Wetter teil. Von 1394 Einwohnern hatte Volmarstein 1895 schon wieder 53 Katholiken, gegen 202 Freikirchler. Wanderlehrer erteilen zeitweilig kath. Religionsunterricht in den Schulen. 1923 Grenzsperren durch die Franzosen. Pfarrer Neuhaus (1932 - 1963) Wetter;
1925 - 1934 Reichspräsident Hindenburg; Ende der Demokratie in Deutschland;
1933 - 1945 Adolf Hitler; Reichskanzler, Führer und Diktator; entfesselte den II. Weltkrieg mit grausigem Blutvergießen (1939 - 1945), ließ 6 Millionen Juden töten und verfolgte die Kirche; Papst Pius XII. (1939 - 1958); Erzbischof Kaspar Klein und Erzbischof Lorenz in Paderborn; Pfarrer Konrad Lödige von Hagen-Westerbauer hilft Pfarrer Neuhaus und Vikar Ernst bei der Missionierung Volmarsteins; Verfolgung durch den Nationalsozialismus; 1939 Einpfarrung des Bereichs Schmandbruch in Kirchengemeinde St. Konrad Westerbauer; 1940 Gottesdienst in Privathäusern; 1941 Verbot durch Nazis; Briefe des Kardinals Graf von Galen in Münster; Gottesdienste in den Anstalten (1943/45);
1945 - 1950 alliierter Kontrollrat; Teilung Deutschlands; Besatzungszonen; Flüchtlingselend; Parlamentarischer Rat mit Dr. Konrad Adenauer; Währungsreform (1948) in Westdeutschland; Beginn des "Wirtschaftswunders"; 1945/46 Bau der Monika-Barackenkapelle am Schmandbruch; Kirchengemeinde St. Augustinus-Monika wird Filiale von St. Konrad Hagen-Westerbauer; Pastor Lödige als Pfarrvikar;

1950 - 1960 Bundespräsident Theodor Heuss; Bundeskanzler Konrad Adenauer; Volksmission in Volmarstein (1950); Familie Starp umsorgt die Kapelle; Vikar Plemper aus Hagen-Westerbauer betreut die Gemeinde. Im Februar 1951 kommt Pater Huber CSSp und wird im Herbst 1952 Pfarrvikar. Er macht seine Besuche mit einem Motorroller von Haspe aus. Weihnachten 1951 wird ein Kirchbauverein gegründet. Im Juli 1951 ist Firmung durch Erzbischof Lorenz von Paderborn. Die kleine katholische Gemeinde ist stark angewachsen. Schwester Maria aus Westerbauer wird (1952) Organistin. Pater Huber übt begeistert das neue Paderborner Gesangbuch ein. Zu Christi Himmelfahrt 1954 erhielt die Gemeinde eigene Vermögensverwaltung und wurde selbstständige Kirchengemeinde. Dem 1. Kirchenvorstand gehören an: Paul Blaschke, Otto Gehnich, Rudolf Peter, Hans Rastbichler, Hans Steinmetz, Paul Wennmacher. Die neue Pfarrchronik begann Pater Augustin Huber am 17. August 1954. Es wurde eifrig nach einem Kirchengrundstück gesucht. Da sich nichts fand, wurde zunächst der Kapellengarten von Firma Brücken gekauft und schließlich auf der Oberhöhe das jetzige Kirchengrundstück von Bönnhoff erworben. Am 1. Oktober 1954 löste Pater Anton Schwengers CSSp Pater Huber als Pfarrvikar ab. Er bemühte sich schon früh um Gründung neuer Jugendgruppen, Vereine und Gemeinschaften. Am 25. März 1955 wurde mit 50 Frauen die Frauen- und Müttergemeinschaft gegründet; am 26. März entstand das Männerwerk mit 23 Mitgliedern. Das Heim an der Kapelle diente Pater Schwengers als Wohnung. Im April 1955 erwarb Pater Schwengers einen Tempo-Wickking -> Tempo-Dienst <- (Vatikan-Express) für die Gemeinde. Es wurde eine feierliche Fronleichnamsprozession über das Gelände der Autobahn gestaltet. Am 21. Juni kam der spätere Ruhrbischof Franz Hengsbach als Paderborner Weihbischof zur Firmung nach Volmarstein. Es wurden Wallfahrten nach Kevelaer und Neviges gemacht; Altargeräte und Gewänder wurden zusammengebettelt. Im August 1955 zog Pater Schwengers vom Schmandbruch nach Grundschöttel zu Familie Ebeling auf der Oberhöhe. Im Oktober fand ein Pfarrfest bei Kriegeskorte statt. Am 22. Mai 1956 wurde der 1. Spatenstich für die neue Kirche getan, die am 9. Dezember durch Bischof Franz Hengsbach konsekriert wurde. Frau Gertrud Prause wurde Küsterin an der Kirche. Im Februar, September und November 1957 fanden Pfarrfeste statt. Nachdem der erste Kirchenchor der Gemeinde schon 1950 aufgelöst wurde, bildete sich im November 1957 ein neuer Chor unter Alfons Bötzel. Am 1. Januar 1958 wurde das Bistum Essen gegründet und Volmarstein musste sich von Paderborn und Hagen trennen. Gvelsberg-Liebfrauen wurde zur "Muttergemeinde" erklärt, und Schwelm Dekanatshauptstadtt mit dem Dechanten Karl Lüttecke. Im Mai 1958 verließ Pater Schwengers die Gemeinde und Vikar Alfons Nübel wurde Pfarrvikar. Ein neuer VW-Bus kam in die Gemeinde. Er sollte zum Heranholen alter und entfernt wohnender Leute zur Kirche dienen. Die Jungen der Schar nahmen im Sommer an einem Zeltlager in Fürstentum Liechtenstein teil. Don Santos übernahm in den Sommerferien die Seelsorge in der Gemeinde. Zur Erinnerung an die einstigen Wallfahrten nach Volmarstein wurde eine jährliche Wallfahrtsprozession von der Kapelle zur Kirche eingerichtet. Altentag und Gräbersegnung wurden eingeführt. Zu Weihnachten zog der Vikar in die neuerworbene Vikarie-Baracke am Altenhofer Weg (Schmandbruch) ein. Im November fanden ein Pfarrfest bei Kriegeskorte und eine Winterwanderung der Jugend, im Dezember eine Buch- und Bastelausstellung statt. Schwester Maria verließ uns Ende des Jahres und machte Alfons Bötzel als Organisten Platz. In Rom wurde Papst Johannes, der Gute, gewählt; Leo Nawrocki übernahm die Leitung der Pfarrbücherei. Die Bemühungen, katholisches Leben in Volmarstein zu aktivieren und auch Laue udn abgefallene Katholiken wiederzugewinnen wurden nicht durch Störungsversuche von außen, sondern durch die Zersplitterung der Katholiken selbst weitgehend zum Scheitern verurteilt. Dennoch arbeiten einige Unentwegte eifrig Gemeinschaftssinn, Einheit und Leben unter den Katholiken zu wecken, auch wenn sie ganz allein mit ihrem Idealismus auf weiter Flur standen. Im Frühjahr 1959 wurde unser Kirchenblättchen durch das Ruhr-Wort abgelöst. Es wurde für Glocken in der Kirche gesammelt. Nach großen Schwierigkeiten konnten wir am 23. Mai 1959 mit H.H. Dechanten Karl Lüttecke die Glockenweihe feiern. Der Kirchenbesuch stieg von 270 im Vorjahr auf 350 Katholiken. Die Pfarr-Rundbriefe und die Festschrift zur Glockenweihe wurden Gegenstand heftiger Diskussionen. In der Kirche wurde ein Schriftenstand eingerichtet. Für die Jungen wurde ein Zeltlager auf Insel Neuwerk an der Nordsee gehalten. Die Ferienvertretung wurde von spanischen Geistlichen übernommen, die bei Familie Steinmetz Aufnahme fanden. Für 4000,- DM konnte das sehr unfachmännisch gebaute Kirchendach repariert werden. Von Firma Bönnhoff wurde ein Grundstückstreifen an der Kirche gekauft. Auf dem Kirchplatz fand ein Sommerfest statt und die Jugend veranstaltete einen Bunten Abend bei Kriegeskorte. Der Weg der Fronleichnamsprozession wurde festgelegt: Kirche, Auf der Höhe, Grundschöttelerstraße, Lessingstraße, Goethestraße, Schillerstraße, Windecke mit insgesamt 4 Altären. Die Beteiligung an der Prozession, bei der das Bundesbahnorchester Wuppertal spielte, war sehr gut. Zur Erwählung der Mutter vom Guten Rat als Patronin unseres neuen Bistums Essen fuhren Gemeindemitglieder nach Essen.
1960 - 1963 
Bundespräsident Heinrich Lübke; 1960 war das Jahr des Pfarrhausbaues der katholischen Kirchengemeinde Volmarstein. Für einen Arbeitsdienst am Kirchplatz, um den Leo Nawrocki sich sehr bemühte, war kaum ein Mann zu finden. Für die Jugend fanden ein Zeltlager im Wallis und eine Fahrt nach Spanien statt. Am 10. September wurde das neue Pfarrhaus bezogen und die Vikariebaracke wurde abgerissen. Als Küsterin an der Kirche trat für Frau Prause Frau Peter ein; an der Kapelle löste Frau Kattwinkel Frau Broich ab. Auf dem Kirchplatz wurde ein Sommerfest veranstaltet. Das Gemeindefest im Februar 1961 bei Kriegeskorte war sehr schlecht besucht. Für die Kirche wurde eine kleine Orgel erworben. Es wurde ein neuer Orgelaufgang geschaffen und das Pfarrheim renoviert. Frau Anna Schmidt dankte nach sechsjähriger eifriger Tätigkeit zum Wohl der Gemeinde als Vorsitzende des Müttervereins ab. Es wurde die eifrigste Bezirksfrau der Caritas, Frau Kieslich, gewählt, die bis heute (1963) unermüdlich gewirkt hat. - Am Vigiltage des Pfingstfestes besuchte unser Bischof Franz von Essen die Gemeinde zur Firmung! Das Zeltlager unserer Jugend war 1961 in Ramsgate/England. In der Kirche wurde ein neuer Kreuzweg beschafft. Die katholische Gemeinde wuchs durch Zuzug von etwa 200 Italienern und Spaniern auf 1800 Seelen. Der Kirchbesuch stieg bis zur Volksmission 1961 auf 400. Die gut vorbereitete Mission hatte leider keinen äußeren Erfolg. Sie brachte vielmehr starke Verluste! DieKirchenbesucherzahl sank rapide. Das Vereinsleben wurde schlechter und die Jugend wurde schwach. Der VW-Bus der Gemeinde musste auf Anordnung des Bistums abgeschafft werden. Das brachte viel Verärgerung auf seiten von Chormitgliedern, da bisher Pater Schwengers und der jetzige Geistliche jeden Mittwoch zur Chorprobe abgeholt und auch wieder bis zum Schmandbruch und zur Magarethenhöhe transportiert hatten. 1962 wurde das Innere der Kirche, das starke Baumängel aufwies, renoviert. Tobias Schriner löste im Kirchenchor den bisher eifrig für Chor und Männerwerk der KAB tätigen Josef Thalheim ab. Für die Jugend fand 1962 ein Zeltlager in Berlin statt. Der verstorbene Dechant Karl Lüttecke wurde durch Pfarrer Heinrich Kraft in Schwelm abgelöst. Der Versuch, eine katholische Volksschule zu errichten, entfachte einen harten Schulkampf. Der größte Teil der katholischen Eltern versagte. Nach langen Bemühungen konnte im September 1962 mit dem Bau eines Kindergartens an der Kirche begonnen werden. 1962 berief der Heilige Vater Johannes XXIII. das 2. Vatikanische Konzil zur Erneuerung der Kirche ein. Der Tod dieses großen, väterlichen Papstes erschütterte den ganzen Erdkreis (1963); Papst Paul VI. berief das Konzil zur II. Phase zum 29. September 1963 neu ein. - Zu Ostern begann die katholische Schule Volmarstein mit 2 Klassen unter dem Schulleiter Baumgart und Lehrer Klaus Thomas. Hans Steinmetz übernahm im frühen Sommer 1963 die Leitung des Männerwerkes der KAB. Für Jungen und Mädchen fand in Schillig an der Nordsee ein Sommerlager statt. Der Kirchenvorstand beschloß die Anschaffung neuer Kirchenbänke. Zum Kirchenvorstand gehören zur Zeit: Hans Rastbichler, sen., Paul Blaschke, Alfons Jarzombek, Leo Nawrocki, Josef Hower, Hans Rastbichler, jun., und Hans Steinmetz. Rendant ist seit langen Jahren mit großem Eifer Rudolf Peter. Der Pfarrausschuß unter Leo Nawrocki bemüht sich seit Jahren um bessere Mitarbeit der Katholiken im Gemeindeleben. Großes Verdienst erwarben sich vor allem unsere nimmermüden Bezirksfrauen der Caritas, die hier nicht unerwähnt bleiben dürfen. Bezirksfrauen sind zur Zeit folgende Frauen: Maria Kieslich, Maria Hower, Rosa Schunk, Josefine Kattwinkel, Katharina Schmolke, Käthe Sassen, Margarethe Harenkamp, Edith Matheis, Gertrud Willems und Anna Kleine. Letztere ist zur Zeit sehr krank und wird durch den kleinen Peter Mervelskemper von der Heile vertreten. Noch ist Volmarstein weit davon entfernt eine blühende katholische Gemeinde zu haben, wie es einst vor der Reformation war. Doch der Anfang einer neuen Ära ist da. Wir dürfen hoffen, dass alle Katholiken guten Willens den Ruf unseres verstorbenen Papstes Johannes XXIII. aufnehmen werden und nach und nach wieder Sorge tragen für Gott und sein Reich, damit bald ein Hirt und eine Herde werden!

---

Tippfehler habe ich nur manchmal korrigiert, dafür neue hinzugefügt. Es mag lang und langweilig zu lesen sein, aber für mich gibt es manche Überraschung darin und gelernt habe ich Einiges durch nachforschen.

Wer das getippt hatte, weiß ich nicht. Vermutlich waren mehrere Personen daran beteiligt.

 

"Wir freuen uns viel zu wenig", sagt der Pastor

Am Sonntag war es mal wieder soweit: Die Heilige Messe mit vielen unterschiedlichen Menschen und einem Pastor, der auch nur ein Mensch ist. Es ist der, der viel redet, auch wenn er am Anfang der Predigt bekennt, dass er viel redet und diesmal ... aber das glaubt weder er noch wir.

Das erinnert mich an eine coole Aktion von gott.net.

Bild einer Skulptur des ernst dreinschauenden Martinluther auf einem 0,- € Schein.

Die Idee ist wirklich gut. Man kann anhand eines Geldscheines, eines wirklich original auf Geldscheinpapier gedruckten Luthereuro, über Gnade nachdenken. Gnade ist ein Geschenk. Wirklich. Die Idee ist gut. Sie entwickelt ein Eigenleben. Man kann etwas dafür bekommen, weil wir das Geldgeben und Geldnehmen gewohnt sind. Den Schein in der Hand zu fühlen, gibt dem Gehirn den Impuls, nach einem Gegenwert zu suchen. Man könnte diese Scheine auf einem Gemeindefest nutzen? Man könnte dafür ... .

Aber mir ist etwas aufgefallen auf dem Schein:

So viel Glauben du hast, so viel Lachen hast du.

Martin Luther

Und jetzt weiß ich auch nicht. Dieser Luther lacht bestimmt sehr versonnen in sich hinein. Wenn er soviel Glauben hat, wie diese Skulptur Lachen hat ... .

Die Aktion, wie gesagt, finde ich gut. Aber es ist mir ein Anliegen, auf die Verschleifung der Sprache in unserer Kirche hinzuweisen. Sonntag für Sonntag in unseren Heiligen Messen wird gepredigt und nicht jede Predigt rauscht über unsere Köpfe hinweg. Aber was passiert? Der  Knaller ist für mich, wenn nach der Messe gesagt wir, die Predigt sei gut gewesen, aber auf Nachfrage nichts über ihren Inhalt gesagt werden kann. Und dann erst die Lesungen! Gerne hört man beim Pfarrschoppen oder auf dem Kirchplatz den Satz:

Ist ja alles nicht so gemeint.

Doch. Es ist so gemeint. Wer weiß, was passieren würde, wenn wir das wieder begreifen könnten. Mich macht die Lesung des Sonntags unruhig. Ich möchte mit anderen darüber sprechen. Wir sind ein Glaubensnetzwerk und könnten einander helfen, das Wort Gottes zu verstehen. Das geht mir nicht aus dem Sinnn. Sprache. Ernsthaftigkeit. Liebe.

 

Wir müssen reden. Bitte. #zukunftsbild

Es ist nur, weil es bereits vor 50 Jahren hieß, es ginge nicht mehr so weiter, wenn sich nicht bald was ändert. Möglicherweise hat meine Generation sich daran gewöhnt und darum gar nicht vor, was zu ändern. Launige Sprüche und harsches Abkanzeln der Polbürgerschaft, neue Feindbilder, Reformation als Spielwiese.

Was erwarten Sie von mir?

Als ich 16 Jahre jung war, jagten mir die Berufsbeschreibungen des Arbeitsamtes mehr als Respekt ein und ich vermutete, dass ich keinem der Berufe, die zur Auswahl standen, gewachsen wäre. Darum machte ich Abitur und begann zu studieren. 50 Jahre später wird ein junger Kollege in meinem Team vom Chef mit einem Bereich beauftragt, für den er nicht qualifiziert ist. Ganz offensichtlich stören weder er noch der Chef sich daran. Er macht einfach. Kann sein, dass es ihm trotzdem so geht wie mir in den ersten Berufsjahren. Aber er zeigt es nicht. Wir reden nicht miteinander. Was von mir erwartet wird, kann ich nur raten. Man bezeichnet mich als hartnäckig.

Auch ich bin mit einem neuen Auftrag versehen worden, den ich mir selbst gegeben habe. Alle Vorgesetzten stimmen dem zu. Ressourcen werden mir keine zugeteilt. Aber man nickt freundlich. Möglicherweise kann ich irgendwie weitermachen bis zur Pensionierung. Das fällt mir schwer angesichts des Pflegestreiks und der Flüchtlinge. Es fiele mir auch so schwer. Jammer ich Ihnen zu viel?

Wir beginnen mit einer Klage

Die Gottesdienste des Weltgebetstages beginnen immer mit einer Klage. Die ganze Bewegung ist eingebettet in ein Netzwerk, in dem Engagierte ihre Zeit und Energie vergeuden und am anderen Ende der Fahnenstange Frauen aus einem Heft vorlesen und Geld einsammeln. Die Einen machen es mit Herzblut, die anderen aus Gewohnheit. Beides zusammen kommt den Projekten des Weltgebetstages zugute. Gäbe es nur das Eine, wäre es schlecht. Muss man deswegen den ganzen Weltgebetstag in die Tonne kloppen? Aber traurig ist es schon, wenn man Texte ohne Empathie vorgelesen hört. Dabei kann niemand wissen, ob Gewohnheit schon Lieblosigkeit ist. In unseren Breiten müssen die Omas die Enkel hüten, weil ihre Töchter arbeiten gehen müssen. Die gleichen Omas müssen das Gemeindefest vorbereiten, weil es nicht gelungen ist, den Staffelstab weiterzugeben. Es ist auch nicht gelungen, die Veränderungen unserer Lebensumstände in die Lebensumstände unserer Gemeinden einfließen zu lassen. Wir müssen im Klagen darauf achten, dass wir uns nicht in den Sumpf der Depression ziehen und bewegungsunfähig werden. Darum ist es gut und richtig, dass die DenkBar zum Thema Jugend im Bistum Essen eine Hurra-Veranstaltung war und auch so wiedergegeben wird. Es ist nämlich wirklich gut, dass es eine Handvoll neue Messdienerinnen gibt. Warum bleibt trotzdem ein ungutes Gefühl?

Wir reden nicht von dersselben Sache, wenn wir von Entwicklungsprozess reden

Noch ne Sitzung und noch ne Sitzung und noch ne Sitzung und lauter Protokolle und nix ändert sich. Weil ... ach ... wie soll ich sagen? Weil wir nicht das Gleiche unter Demselben verstehen. Die einen erhoffen sich Kontinuität, die anderen sehen ihre Chance auf Veränderung gekommen.  Im 500. Jahr der Reformation erkennen die beiden sogenannten großen Kirchen, dass sie beide was von der Reformation haben. Die Vielfalt christlichen Glaubens ist ein Schatz, sage ich mal, aber das macht es nicht einfach zu handhaben. Die Liturgie mancher Kirche jagt mir Schauder über den Rücken und die Ideen einiger Mitchristen machen mir Angst, weil sie sehr faschistisch daher kommen. Hass und Streit und Diskurse und Müdigkeit. Alles in allem eine aufregende Zeit. Wer hätte gedacht, dass ein katholischer Priester von nicht geringem Renommee als Speaker am Leitungskongreß von Willowcreek 2018 teilnehmen wird? Die Artikel im aktuellen Willow Creek Magazin finde ich gruselig. Trotzdem habe ich mich angemeldet. Ich bin neugierig. Und ich habe Hoffnung. Und ich denke, dass es mehr darauf ankommt, voneinander zu lernen, miteinander zu reden, als Recht zu haben. Darum gefällt mir Willow Creek auch nicht. Die sind alle schön und authentisch und richtig. Mir gefällt meine zerbeulte Kirche viel besser. Wir sind uns nämlich nicht so sicher wie Willow Creek, dass wir das Richtige tun. Nur einige von uns wissen, was das Richtige ist. Wenn wir jetzt nur beieinander bleiben und uns nicht nochmal zerstreiten. Ja, wir müssten im 21. Jahrhundert Wege finden, den Kreis der Disputierenden zu erweitern. Die technischen Möglichkeiten dazu bestehen bereits. So könnten die schrumpfenden Kreise derjenigen, die die Gemeinden aufrecht erhalten, neue Stimmen hören. Getaufte, die sich für nicht so wichtig halten, könnten ihren Beitrag zur Veränderung leisten. Nicht das Moderne ist das Ziel, sondern die Mittel und Wege zu finden, wie wir unseren Glauben leben können - in Vielfalt, aus Glauben, in Freiheit, aus Gnade.

Leben in Fülle

Als die Flüchtlinge in unserer Stadt ankamen, war eine Lagerhalle ruckzuck voll mit allem, was Menschen für einen neuen Hausstand brauchen. WIr haben von allem zu viel und können ohne Zögern abgeben. Wir können ja auch was Neues kaufen. Die Abgehängten aber, die Hilflosen in unserer Gesellschaft, die Traumatisierten, die seit Jahren für ihre Würde kämpfen, die können nicht so viel essen, wie sie kotzen müssen. "Ich hab ja nichts gegen Flüchtlinge ... ." Für viele Menschen ist das Viele unserer Lebensumstände   z u   v i e l. Schade, dass grade jetzt Städte, Kommunen und Kirchen Geldsorgen haben. Dass es nicht allein am Geld liegt, ist schwer zu vermitteln. Dazu ist das Geld viel zu mächtig als Idee in unseren Köpfen. Tatsächlich gibt es Menschen, die Upcycling betreiben. Dazu braucht man wenig Geld, aber Zeit, Ideen, Austausch mit anderen und handwerkliches Geschick.

Wir können unser Leben ändern. Dazu brauchen wir Zeit. Wir müssen abseits unserer ausgetretenen, planierten Pfade treten. Wir müssen das Tempo drosseln. Auf die innere Stimme hören. Beten.

Erst als es gar nicht mehr ging, schrie das versklavte Volk zu Gott, der es gern auf den Weg schickte. Aber ... Wüste? Wir sind auf Fleischtöpfe gepolt. Die geben Sicherheit. Wüste? Feuersäule bei Nacht und Rauchsäule am Tag. Unendliches Gottvertrauen. Wasser aus einer Felswand. Sie hatten alles, was sie zum Leben brauchten, aber sie hatten nichts zum Anbeten und keine Fleischtöpfe. Und, Hand auf Herz, das Leben ging auch im gelobten Land in all seiner Fülle weiter. So ist das Leben. Wer etwas anderes sagt, lügt.

Ich werde jetzt mal für 40 Tage zur Seite treten, das Tempo drosseln, auf Manna vom Himmel vertrauen (wirklich vertrauen, nicht Gott versuchen!). Die Fülle ist nämlich nicht unbedingt da, wo ich gewohnheitsmäßig bin. Kann sein, dass es nicht weitergeht, weil ein Esel im Weg steht.

Leseproben wegen "Wir müssen reden":

 

Gottesdienst zur Eröffnung des Stadtfestes in Sprockhövel oder: Beten in der Öffentlichkeit

Es goß in Strömen. 30 Minuten vor Beginn saß eine 90jährige vergnügt unter ihrem riesigen Regenschirm auf einem Stuhl, den Pastor Arne Stolorz ihr eigens hingestellt hatte. 5 Minuten vor Beginn standen ungefähr 100 Menschen vor der Bühne. Die Stimmung war gelöst heiter. Zwar versuchte der eine oder andere Passant das Ganze albern zu finden, aber hatte damit keinen Erfolg. Evangelisch und Katholisch starteten ihr Stadtfest mit einem Gottesdienst.

Stadtfest und 500 Jahre Reformation

Wir hatten uns im Vorfeld gefragt, was das Eine mit dem Anderen zu tun haben könnte. Ist das nicht im Hauruck-Verfahren zueinander gebracht? Daraus entstanden eine Dialogpredigt und die Fürbitten. Auch die Lesung und die Gebete wurden entsprechend ausgewählt und formuliert. Der Evangelische Kirchenchor Sprockhövel begeisterte sein Publikum unter neuer Leitung.

Die Dialogpredigt

! Es gilt das gesprochene Wort.

 

A.S.: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war, und der da ist, und der da kommt.

Die meisten kennen diese Worte, liebe Stadtfestbesucher. Und wissen: Jetzt kommt die Predigt.

Aber heute wird die Predigt einmal anders. Der Hintergrund ist ein großes Jubiläum: 500 Jahre Reformation! Damit 500 Jahre Kirchenspaltung in katholischer und evangelischer Kirche. So gibt es natürlich auch zwei Sichtweisen auf dieses Ereignis, eine katholische und eine evangelische, auch wenn vieles von dem, was zu Luthers Zeiten zum Bruch führte, heute von beiden Kirchen einvernehmlich und versöhnlich gesehen wird. Deswegen werden meine katholische Kollegin Dorothee Janssen und ich hier und heute dialogisch predigen, im Gespräch.

Und es geht für mich auch gleich los mit der ersten Frage. Ich habe mich intensiv mit der Reformation beschäftigt, mit Ablass und Fegefeuer, Rechtfertigung und Gnade, mit Turmerlebnissen, Bauernaufständen, Renaissancepäpsten, Reichstagen zu Worms und zu Augsburg und mit reformatorischer Choraldichtung. Alles hochinteressant. Aber wenn ich an heute denke, und an unser Stadtfest, da will mir der Zusammenhang noch nicht so recht einleuchten. Anders gesagt, Dorothee Janssen, bei aller Verschiedenheit: Welche gemeinsame reformatorische Botschaft können wir den Gottesdienstbesuchern hier auf den Weg geben, die ankommt, zeitgemäß ist und etwas für das Stadtfest austrägt? Ist das nicht total aufgesetzt?

 

D.J.: Na, das ist ja mal eine Steilvorlage. Erlauben Sie mir, ganz persönlich zu antworten, also nicht „ex cathedra“. Nicht, dass hinterher jemand erzählt, die katholische Kirche meine Dieses oder Jenes, dabei ist es nur meine Überzeugung – weiter nichts. Ich stehe hier und bin nichts als die, die ich bin.

Und ich denke, wir feiern nicht 500 Jahre Kirchenspaltung. Das wäre aus meiner Sicht kein Grund zum Feiern. Wir feiern 500 Jahre Reformation. Anlass für 500 Jahre Reformation sind die 99 Thesen, die Luther veröffentlichte. Das ist ein Grund zum Feiern: Dass da einer so mutig war, für seine Überzeugung einzutreten. Sonst müssten wir vielleicht heute noch Geld bezahlen für alles, was uns wichtig ist. Nicht nur das Freisprechen von Schuld wäre ein Grund, Geld einzusacken. Was wäre so ein Stadtfest wie unseres noch wert, wenn wir nicht nur für Getränke und leckeres Essen zahlen müssten, sondern auch für Freundschaft, für Gastfreundschaft, dafür, dass jemand zuhört, dass jemand freundlich ist. Man kann ja aus allem Geld machen, wenn man Menschen in Angst versetzt und sie unterdrückt. Hier und heute soll es nicht so sein.

Wie finden Sie das?

 

A.S.: Das freut mich wirklich, dass Sie das so sehen können. Die Kirchen sind ja leider noch nicht so weit. Luther gilt seitens der Katholischen Kirche immer noch als Ketzer. Und dass man ihn in manchen evangelischen Kreisen regelrecht in den Himmel lobt, ohne seine Fehler und Widersprüche zu sehen, finde ich auch nicht gut. Luther war genial, aber weiß Gott kein Übermensch. Und dass er so viel bewegt hat, lag an seiner Persönlichkeit, aber die Zeit war auch reif dazu. Eben eine Zeit mit dem vorherrschenden Denken, dass man für Geld alles kaufen kann, selbst das Seelenheil. Und die Menschen auf der Verliererseite blieben auf der Strecke. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir wieder an diesem Punkt angelangt sind. Nur die Kirchen haben ihren Einfluss verloren. Da kann es wichtig sein, und zwar für Christen aller Konfessionen, an einem Strang zu ziehen, und an Menschen wie diesen Reformator Martin Luther zu erinnern, der deutlich machte: Die wichtigsten Dinge im Leben – und dazu zählen eben auch Freundschaft, Respekt, Achtung, Lebensglück und Liebe - sind immer ein Geschenk. Und eine Gesellschaft fängt da an zu faulen, wo nur noch die Leistung zählt und das Geld.

Noch eine Bemerkung am Rande: Luther war sehr fleißig, auch in seiner Auflistung vonDisputationsthesen. Aber 99 sind zu viel des Guten, es waren 95 Thesen. In der Erstversion, die Luther an seinen Bischof Albrecht von Brandenburg und an seinen Gegner Johann Tetzel schrieb, sogar nur 93.

 

D.J.: Ups. Wie bin ich denn auf 99 gekommen? Da hab ich wohl was verwechselt. Ja, es waren 95 Thesen, die Luther veröffentlicht hatte. Das finde ich sehr interessant, dass eine theologische Diskussion in der Öffentlichkeit stattfand. Damals war es bestimmt nicht anders als heute: Die wenigsten Mitmenschen werden verstanden haben, worum es da theologisch geht. Aber verstanden wurde das Christsein damals wie heute. Aus dem Bauch raus verstehen wir unseren Glauben von Christus her. Damals wie heute kann auch ein Nicht-Theologe verstehen, dass nur Gott Sünden vergeben kann und dass man für etwas, das man selber geschenkt bekommen hat, kein Geld verlangen darf.

Nochmal zum Thesenanschlag: Die Legende sagt, Luther habe die 95 Thesen an die Kirchentür genagelt. Heute findet alles öffentlich statt. Auch über Veränderungen in unseren Kirchen kann man alles jederzeit nachlesen. Aber es ist eine wahnsinnige Menge an Informationen, die man kaum verarbeiten kann, wenn man nicht beruflich damit zu tun hat.

Was kann man tun, damit Missverständnisse nicht zu Falschmeldungen werden? Wie verhindert man Frontenbildung? Wie bleibt man im Gespräch? Wie können wir dafür sorgen, dass alle Christen sich beteiligen? Ohne Zorn, mit Begeisterung. In unseren Kirchen, aber auch in der Politik.

Wir sollen das Salz der Erde sein, hat Jesus gesagt. Wir Christen könnten auch auf diesem Stadtfest wie Salz für den besonderen Geschmack sorgen. Denn diesen Auftrag hat Jesus uns mitgegeben: respektvoll, liebevoll miteinander umzugehen.

Da fällt mir ein: Martin Luther hatte in den Auseinandersetzungen mit den Mächtigen seiner Zeit auf das allgemeine Priestertum aller Gläubigen hingewiesen. Das hatte damals viele Menschen ermutigt, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dafür bin ich den Reformatoren sehr dankbar. Ohne das Diskutieren über die 95 Thesen wäre der Begriff vom allgemeinen Priestertum nicht entdeckt worden.

 

A.S.: Da geben Sie mir ein gutes Stichwort: Priestertum aller Gläubigen. Luther hat das in seiner drastischen Sprache damals so ausgedrückt: „Alles was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof, Papst geweiht sei, obwohl nicht einem jeglichen ziemt, ein solches Amt zu üben.“ Luther meinte damit: Die höchste Würde, die ein Mensch besitzt, erhält er nicht durch das, was er leistet oder welches Amt ihm verliehen wurde, sondern durch die Taufe. Denn mit der Taufe spricht Gott uns zu: Du bist ein wertvoller und geliebter Mensch. Gott sagt „ja“ zu dir. Und dieses „Ja“ geht all deinem Tun und Vermögen voraus. Für mich hat dieser Gedanke mehrere Konsequenzen:

1. Luther leitete aus dieser Überzeugung das allgemeine Recht auf Schriftauslegung ab und übersetzte daher die Bibel in ein allgemeinverständliches Deutsch. Wir dürfen uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu glauben haben, weder durch Päpste und Priester noch durch moderne Heilsversprecher unserer Zeit, wie sie uns über Facebook, Fernsehen oder andere moderne Medien begegnen. Darum: Lasst euch nichts vormachen, Leute, weder von denen da oben noch durch die Lügenpropheten unseres Medienzeitalters. Bildet euch. Und bildet euch eure eigene Meinung. Ihr habt’s drauf! Du, und du, und du, und du, ihr alle seid Priester, von Gott bejahte und begabte Menschen.

2. Dann aber auch der Aufruf an diejenigen, die Einfluss haben. Die nötige Macht. Oder das nötige Geld: Haltet euch nicht für etwas Besseres. Und vergesst nicht: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wenn es wirklich drauf ankommt, zählen nicht deine Leistung und deinPortmonee, sondern ganz andere Dinge... Bescheidenheit und Demut ist keine Schande, sondern eine Gabe. Nutze deinen Einfluss lieber, um Gutes zu tun. Gerade denen gegenüber, die von ihrer von Gott verliehenen Würde nur wenig spüren. Am Rande: Ich finde übrigens euren neuen Papst cool und meine, der lebt diese Haltung wirklich vorbildlich vor.

3. Und das heißt im Umkehrschluss: Würde steht aber auch denjenigen Menschen zu, die in unserer Leistungsgesellschaft auf der Verliererstraße stehen, die gezeichnet sind von Armut, Behinderung, Alter und Demenz, oder von drohender Abschiebung, die hier auf unserem feinen Stadtfest kaum vorkommen und um die wir sonst lieber einen Bogen machen. Diese Menschen brauchen keine Almosen, sondern Gerechtigkeit, Zuwendung, Integration, die Erfahrung: Ich bin gewollt, ich gehöre dazu! Und dazu muss unsere Politik, dazu können wir aber auch wir alle beitragen.

4. Und schließlich finde ich, wenn wir hier alle Priester sind, ja, Bischöfe und Päpste, Sie, und Sie und Sie und Sie, und der da hinten auch, und auch die Kinder, die auf dem Kinderland am Volksbankparkplatz mitmachen, dann hat das auch Konsequenzen für unseren normalen Umgang. Wir haben etwas zu sagen. Aber es lohnt sich auch, aufeinander zu hören. Zuzuhören. Und das ist allemal Grund zu feiern. Denn Gott ist uns nah. Einem jeden und einer jeden von uns. Und von unserem Zusammensein will Segen ausgehen.

 

D.J.: Vielen Dank. Das war eine umfangreiche Erklärung. Darüber würde ich gerne viel öfter mit anderen sprechen. Hoffentlich haben wir dazu immer wieder Gelegenheit – in unseren Gemeinden, auf diesem Stadtfest, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen

 

Der Gottesdienst in der Öffentlichkeit

Beten in der Öffentlichkeit.

Andererseits: Gebet in der Erstkommunonvorbereitung.

Beten am Flughafen. ...

Das ist so eine Frage: https://twitter.com/felixgoldinger/status/905786984861491201

Die kleinen Pöbelversuche während des Gottesdienstes zu Beginn des Stadtfestes zeigen, dass da etwas nicht zueinander passt.

Andererseits: Ist mein Leben etwas anderes als mein Glaube? Nein.

Aber mache ich deswegen ein Kreuzzeichen, wenn ich im Restaurant vor dem Essen bete?

Hier schreibe/sitze/esse/gehe ... ich.

Nach meiner Erfahrung nimmt die Vielfalt menschlicher Ausdrucksweisen in der weltweiten Öffentlichkeit zu. Das heißt nicht, dass es immer friedlich bleibt. Aber es wird nicht mehr für außergewöhnlich gehalten, wenn jemand lebt, neben mir, anders gekleidet und anders empfindend. Was wir im kirchlichen Binnenbereich vorwiegend als Egozentrik bezeichnet haben, verstehen auch wir mehr und mehr als Vielfalt. Menschen leben unterschiedlich. Was mir fremd ist, ist nicht falsch. Gut wäre, zu fragen (!Parzival!), oder mit anderen Worten: Gesprächskultur pflegen.

Menschen, die mich kennen, erwarten von mir, dass ich bete. Andere mögen es interessant oder dumm finden. Es ist so vieles möglich. Aber wenn nicht auch ich, wenn nicht auch wir Christen unser Leben, unser Lebendigsein entfalten: Wozu sollte es dann gut sein?

 

In der Jungsteinzeit war mehr Zeit für uns (gefunden in Herne)

Das Archäologische Museum in Herne ist meine Inspirationsquelle für das Verstehen von Zusammenhängen.

LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne

02323 946280
www.lwl-landesmuseum-herne.de

Diesmal ist es eine Grafik in der Sonderausstellung, die die Zeitaufteilung der Menschen in der Jungsteinzeit und heutiger Zeit in NRW zum Thema hat. Was durch alle Zeiten gleich bleibt: unser Schlafbedürfnis. Aber soziale Kontakte werden auf den ersten Blick im Lauf der Menschheitsgeschichte immer kleiner. Ein genauerer Blick lohnt:

Aus der Jungsteinzeit gibt es wenig Daten, die unser Leben differnziert darstellen ließen. In der Zeitleiste heutiger Menschen kommen solche Themen wie Nahrungszubereitung und Bildung und Pflege alter Menschen vor, die in der Jungsteinzeit komplett fehlen. Dabei wird all das damals auch vorgekommen sein.

Differenzierung, Klassifizierung, Rollenklischees

In der Oberstufe im Psychologieunterricht wollte ich nicht glauben, dass wir Rollen spielen. Ich bin ein einziger Mensch. Der Lehrer bestand darauf, dass das so ist. Vom Heiratsmarkt war die Rede, Angebot und Nachfrage in der Partnersuche. Daran musste ich im Pfarreientwicklungsprozess denken, wenn es immer heißt:

Ohne Geld geht gar nichts.

Da ist uns doch glatt das Kind abhanden gekommen und wir stehen da mit den Kleidern in der Hand und diskutieren, ob sie gebügelt werden dürfen. Wir verstehen die Zusammenhänge besser als früher, wir kommen aber schwerer zum Punkt. Eine Kollegin, die Gemeindeprozesse in den Philippinen im Auge hat, hat sich dort sagen lassen, wir würden als erstes ein Logo entwerfen, statt zunächst einmal zu klären, was wir wirklich wollen.

die gute alte Jungsteinzeit

Damals hatte man sein Leben. Häuser- und Brunnenbau wurden erfunden, denn man begann mit Ackerbau und wurde seßhaft. Bildung, Nahrungszubereitung, Kinderpflege, Ehrenamt und all die Dinge, die wir heute in unserem Leben voneinander trennen, waren in einem einzigen Block: Sozialkontakte. O, Moment, Ehrenamt gab es damals wirklich nicht, denn es gab ja kein Hauptamt. Das Leben war ein Großesganzes. Man schlief, man arbeitete, man lebte. Man stellte Kleidung her und Schmuck. Man lernte, Materialien auf verschiedene Weise herzustellen und einzusetzen. Man probierte sich in Zeichen, die schon ein bißchen wie Schrift waren.

Coworking, agiles Arbeiten und andere Veränderungen

Mit den Augen eines Steinzeitmenschen sind die Wohnungen, in denen wir leben, mit hoher Wahrscheinlichkeit grausam, denn sie trennen uns voneinander. Unsere Lebensweise ist mit Sicherheit und Wohlstand verknüpft. Anders können die meisten von uns es kaum noch denken. Und wenn manche von uns es einmal anders denken, wird es mit den Maßstäben, die man hat, eingeortet.

  • Würden Sie in einem Langhaus leben wollen? Ganz ohne Privatsphäre?
  • Heute muss man für seine Rechte kämpfen. Ohne Urheberrechte wären kreativ Tätige verloren.
  • Mit dem Internet spielen Jugendliche - Erwachsene beuten es aus.
  • ... [Thesen, als sei nichts gewesen]

Derweil wird in Essen munter im Unperfekthaus gearbeitet.

Die Nerdigen unter uns Pastorentöchtern fahren auf die re:publica und feiern ihre Hippheit. In unserem Pfarreientwickungsprozess sitzt nicht  e i n  Mensch, der jemals von dieser Konferenz gehört hätte.

Wir sind für tausende Tote in Erzgruben in Afrika verantwortlich. Wir sehen sie ja nicht. Aber das Handy funktioniert nicht mehr und wir brauchen ein neues.

Wir werden mit Informationen zugemüllt, bis wir uns nicht mehr bewegen können. Geistig nicht mehr bewegen können. Wer das lernt, kann die Mittel des 21. Jahrhundert nutzen, so wie damals die Menschen in der Jugsteinzeit mit Beil, Sichel und Rad umgehen lernten. Der Pflug, der Brunnen, ... . Das Programmieren, das Kommunizieren, das Vernetzen, das Ich, die Anderen, Kultur, Leben.

Das Langhaus unserer Zeit ist vielleicht das BarCamp oder Orte wie das Unperfekthaus. Orte und Zeiten, an denen Menschen sich finden (sich selbst mit ihren je eigenen Interessen und Stärken, mit Durst und Hunger, mit Neugier und Schwammdrüber). Da wird das Leben wieder ganz. Es ist ein Spiel. Das Ganze. Es ist leicht und erfordert doch Erfahrung und Geschick. Nicht jeder kann alles. Manche Menschen lernen das schon: Nicht jeder kann alles und für Geld kann man eben doch nicht alles kaufen. Das versteht nicht jeder Mensch. Wer sein Leben lang gespart hat, eine Familie sein Eigen nennt, trainiert und bodybuildet, wird mit den gleichen Voraussetzungen woanders landen als einer, der sein Geld ausgibt, pflanzt, redet und hört, liest, singt, hilft, versagt, Angst hat und auch Feste feiert.

Lesen Sie dies Buch

Alte Wege - Robert Macfarlane

Darin las ich von alten Wegen, an deren Beginn und Ende eine Sichel an einem Zaun hing. Die nahm der Wandernde zu Beginn mit und hängte sie am anderen Ende wieder hin. Was tat er damit? Er schlug auf seinem Weg Wucherndes zur Seite. Er sichelte Hinderndes aus dem Weg. So blieb der Weg gepflegt, ohne das es eines Amtes bedurfte. Menschen, die einander niemals zu Gesicht bekamen, kannten diese Funktion. Wege wurden von einer Gemeinschaft gepflegt, die nur offen funkionieren konnte.

ISBN 978-3-95757-243-1

 

Vom Wundern und Streiten - Bewegung in der Kirche

Gehöre ich eigentlich zur Kirche? Als Baby wurde ich getauft und wuchs selbstverständlich, so wie Millionen andere Menschen, mit meinem Glauben auf, der natürlich meiner ist, denn er hat nicht nur mit der Kirche zu tun, sondern auch mit mir. Das II. Vatikanische Konzil krempelte die Gemeinden ein bißchen um, aber nicht zu viel. Kommunionunterricht hatte ich noch beim Kaplan, Firmunterricht bei einer Katechetin, die außer dem Unterricht auch Einblicke in die Kämpfe Ehrenamtlicher gab.

An Gott zu glauben war für mich immer ein selbstverständlicher Teil meines Lebens. Ich wurde nicht im klassischen Sinne sozialisiert, darum musste ich im Studium der Religionspädagogik und in den ersten Jahren meines Berufes manches nachholen, das für andere wichtig war. Zum Beispiel:

Wenn man dabei ist, macht man mit.

Aber da hatte ich schon die Bibel entdeckt. Nach meiner Firmung hatte ich sie von vorne bis hinten gelesen. Ein wunderbares Buch. Sie bleibt mein Fundament. Meine kritische Zugehörigkeit zur Kirche ist genau so typisch für meine Biografie. Meine Kommilitonen schätzten mich als nicht kirchenkompatibel ein und doch bin ich bei den letzten 20% unseres Semsters, die noch im kirchlichen Dienst unetrwegs sind.

Vom Wundern und W@ndern

Die mit Kirchehochzwei konnotierte Erleichterungsbewegung kirchlich Engagierter ist für mich zunächst aus der Ferne interessant und jetzt durch persönliche Begegnung überzeugend. Es wird viel erzählt, man ist unetrschiedlich unterwegs und hat Freude am Leben. Der Beginn von Allem ist nicht Terminologie, sondern Interesse. Das ist nicht für alle befreiend, manche mögen es auch befremdlich finden. Im Großen und Ganzes ist es eitel Freude und Freundlichkeit, was einem schonmal befremdlich vorkommen kann. Aber es ist anders als in ... o, jetzt muss ich vorsichtig sein, denn Lebens- und Glaubensbereiche sind nicht für alle von uns gleich. Wundern und W@ndern ist kein Ausdruck für eine neue Kirchengründung. Kirchengründungen passieren woanders. Immerhin kann man sagen, dass Theologie im Spiel ist, aber nicht so respekteinflößend wie in der Errwachsenenbildungsstätte in den 70igern und 80igern für Jugendliche angebotenen Kursen:

Die Wolfsburg

Da wurde ich in Richtung Theologie gebracht und lernte gleichzeitig die Insiderkreise kennen. Man gehörte nicht dazu, wenn man dies und das nicht gelesen hatte und in Gesprächen nicht haufenweise Fremdworte nutzte. Es hieß zwar, es gäbe keine dummen Fragen, aber zwischen den Vorträgen wurde ich schon mal auf mein Ungebildetsein angesprochen. Das tat meinem Interesse an Theologie keinen Abbruch. Es war wirklich wunderbar. Mächtig interessant. Aber wo ist bloß dieses Evangelium?

Unruhig ist unser Herz

Dieser Augustinus, der Namensgeber der zweiten Gemeinde, in der ich lebte, begleitete mich lange Zeit, weil ich dachte, mit ihm hätte ich was zu tun. Ich versuchte die Widersprüche aufzulösen. Dieses "Wie kann er nur?" und dieses "Was für eine grundlegende, kluge Theologie?". Vielleicht geht es auch anders. Vielleicht muss man gar nicht weniger unruhig sein und mehr dazu gehören. Vielleicht ist es einfach wie es ist. Unterwegs zu sein kann das Ziel nie in Gänze vorwegnehmen.

Nicht dazu zu gehören ist für viele Menschen eine Sorge. In einem Blatt zur Einführung in bundesrepublikanische Gegegebenheiten las ich mit Schrecken die 4 Grundwerte:

  • Freiheit
  • Gerechtigkeit
  • Wohlstand
  • Sicherheit

Die ersten beiden Werte sind mir geläufig, die zweiten beiden sind als Werte ein Köder für die Menschen in unserem Land. Wenn wir doch ein christlich geprägtes Abendland sind, müssten wir wissen, dass wir nur Gast auf Erden sind. Wohlstand und Sicherheit ist etwas, das uns zufällt, nichts, was wir anstreben können. Aber Gemeinschaft können wir anstreben. Grade wir in der Kirche können Räume und Zeiten für Gemeinschaft schaffen. Es ist unser Auftrag. In diesen Räumen müssen alle Zuhause sein können. Da gehören auch die in den Heimen hin (die kein Zuhause sind), die nie raus kommen, die wir besuchen müssen, damit sie nicht seelisch vor die Hunde geht.

bis es ruht in dir

Unter eschatologischem Vorbehalt bauen auch Theologen an unseren Gemeinden mit. Man merkt es nicht so, weil im Pfarreientwicklungsprozess gewöhnlich die Sorge um Wohlstand und Sicherheit alles andere an die Wand drängt. Da wäre eine Sprache von Nöten, in der wir uns verständigen können. Die finden wir. Die findet jeder Mensch auf eigene Weise. Wie kommen Theologen da an? Gewiß nicht, indem sie anderen darlegen, wie groß der Graben zwischen ihrem Leben und dem Wissen der Theologen ist. Auch Theologen haben Liebeskummer. Theologie hilft so wenig wie Wohlstand und Sicherheit durch die Wüstenzeiten. Aber Theologen könnten uns einfach mal erzählen von ihrem Glauben, der ja nicht nur geerdet, sondern auch wissenschaftlich verankert ist.