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Tapetenwechsel reicht nicht mehr - Nachdenken über Pfarreientwicklung

Was Pfarreientwicklung ist, ist klar definiert bei uns im Bistum Essen. Und doch können wir uns von den Fesseln des Faktischen nicht lösen. "Ohne Geld geht gar nichts", heißt die vollmundige, weil einleuchtende Devise. Das man sich umsonst müht, wenn der Herr das Haus nicht baut, bedürfte einiger Erklärungen und gilt schon allein deswegen als spleenig. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Wer hauptberuflich im kirchlichen pastoralen Dienst ist, kann sich nur schwer behaupten, es sei denn, er sitzt in irgendeinem Boot. Der Dampfer der Prominenz ist das sicherste Terrain. Am Besten, man veröffentlicht was. Kann auch ein Buch sein. Die bodenständigen Kollegen fühlen sich abgehängt, unverständen, fehlgeleitet. Sie mögen ihre Arbeit, auch wenn sie sie schwer finden. Aber ihnen fehlt das Vokabular der Viel-geschulten, die untereinander gut klar kommen. Um beim Cocktail den Anschluß im Plauderton nicht zu verlieren, muss man lesen, lesen, lesen und einen Haufen an Zusatzqualis an Land ziehen. Man ist wochenweise aus dem laufenden Betrieb genommen, was insbesondere Familienmenschen nur schwer umsetzen können. Die Gemeindereferentin, die Zeit ihres Berufslebens Kinder auf den Empfang von Sakramenten vorbereitet hat, Katechtenschulungen durchführte, Eltern begleitete, PGRs überzeugte von ihren Ideen, steht auf einmal schwer im Abseits. Seit Jahrzehnten wird alles in Frage gestellt, aber das ist schon so normal, dass es nicht mehr ernst genommen wurde. Wer heute die Beschlüsse der Würzburger Synode liest, reibt sich verdutzt die Augen: Das haben wir in den 80igern beschlossen? Seitdem ist die Sprache öffentlicher Verlautbarungen nicht leichter lesbar geworden, so dass wir mit einigem Schrecken und sehr abrupt festellen müssen:

Es gibt Lesbares in Sachen Pastoral.

Es fing alles mit Menschen wie Anselm Grün an. Aber jetzt sind es komplizierte Sachen, sehr theologisch, keine Erbauungsliteratur. Ist das etwas, in das wir uns einlesen können? (Keine Literaturliste an dieser Stelle.)

Von Bertelsmann bis Amazon

Wir hatten Zuhause Bücher aus dem Bertelsmannclub. Es gab ein dünnes rotes Bändchen mit Wissenswertem aus aller Welt. Darin las ich gerne. Ich las von den 4 Temperamenten und fand, das das einleuchtend sei. Ich probierte es an meinen Mitmenschen aus und war zufrieden.

Dann kam die Oberstufe und der Psychologieunterricht und wir lernten: Ich bin ok - Du bist ok. Auch das fand ich anwendbar und einleuchtend.

Im Laufe der Zeit kam mir allerhand Überzeugendes auf den Schreibtisch. Wir diskutierten im Studium. In den Pfarreien diskutierten wir nicht mehr. In den Weiterbildungen kam immer wieder die Frage auf, was wir mit all den interessanten Dingen anfangen sollten, wenn wir damit in unseren Gemeidnen doch nicht ankämen.

Spätestens beim Enneagram war für mich Ende im Gelände. Ich begann mich zu fragen, warum es immer wieder diese Konzepte geben muss. Mir ist schon klar, dass mit jedem Menschenleben das Lernen neu beginnt. Aber ich sehe heute nicht mehr ein, warum ich immer wieder mein Vokabular erweitern soll, statt ernst zu machen mit dem, was mir wichtig ist.

Nur: Wie fasse ich das in Worte? Wie setze ich es um? Wie mache ich mich verständlich?

Informieren, kommunizieren, entscheiden

Meine Biografie ist entscheidend geprägt von einem Glauben, der nicht begründet werden muss. Wir haben eine Beziehung, Gott und ich. Da herrscht tiefes Vertrauen. Die Bibel ist eine wichtige Quelle für meine Sprachfähigkeit in Sachen Glauben, ebenso die Kirchengeschichte. Das ganze Leben ist wunderbar, ich liebe die Natur, Musik und die Menschen. Sexueller Mißbrauch in der katholischen Kirche erschüttert mich. Es ist nicht so, dass mir das Böse fremd wäre. Aber das ist nicht zu verstehen. Da hängt so viel dran. "Es menschelt" ist ein beliebter Ausdruck, wenn mal wieder ein Teil des Pfarreientwicklungsprozesses versumpft. Aber wir gehen es nicht an. Wer trägt Verantwortung? Wer ist beteiligt? Wo laufen Entscheidungswege? Warum tun wir das alles? Was ist das Ziel? Hier bin ich ratlos. Aber ich kann weitermachen. Gebt mir Zeit, mich auszuruhen. Ich kann schlafen, beten, lachen, Musik hören. Es gibt andere Menschen, die lernen und sich freuen und teilen wollen. Das Leben ist gut. Alles ist möglich.

Wenn ich zu sagen hätte, gäb es in unserer Kirche Offene Daten. Ein Begriff, darum groß geschrieben. Alles wäre einsehbar. Bis auf die sensiblen persönlichen Daten. Alles wäre zugänglich. Information.

Wenn ich zu sagen hätte, gäbe es in unserer Kirche genügend Menschen, die ansprechbar sind. Niemand müsste denken: "Ich kann den Pastor nicht fragen. Der hat zu viel zu tun."

Wenn ich zu sagen hätte, würde aus dem Informieren und dem Kommunizieren ein nachvollziehbarer Entscheidungsprozess entstehen. Und am Ende stünden Entscheidungen.

Und immer so weiter.

Informieren, kommunizieren, entscheiden.

Die Bibel lesen, beten, in Ruhe schlafen. Aufstehen, weitermachen.

irrewirre

Im Bistum Essen gehöre ich zu den wenigen Hauptamtlichen, deren Auftrag die Seelsorge im Kontext "Menschen mit Behinderung" ist. Wir sind ein kleines Bistum. Wir sind nicht Viele. Man kennt sich. Im Bereich "Menschen mit Behinderung" gibt es rasante Entwicklungen. Das ist wunderbar. Dramatisch ist die Unbeweglichkeit der großen Träger der Behindertenhilfe. Es fließen Gelder. Im Konfliktfall geht es auch mal um Arbeitsplätze. Aus meiner Sicht geht es aber um Menschen, die dank moderner Technik mehr Möglichkeiten zur Kommunikation haben als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Ich versuche meinen Standpunkt so oft es geht und so klar es geht zu kommunizieren. Trotzdem ... werde ich viel zu wenig wahrgenommen ... werden Menschen mit Behinderung immer noch in erster Linie als Hilfsbedürftige wahrgenommen. Ein Drama.

Wir wunderbar sind die Hilfsmittel, mit denen wir kommunizieren können. Wir können Meinungen austauschen und bilden. Es muss nicht mehr alles in einer Sitzung passieren, weil wir zwischen den Sitzungen Kontakt halten können. Ergebnisse können einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. -> Take a look at this https://sandstorm.io/

Ein Drama ist auch, dass jede Diskussion im Pfarreientwicklungsprozess früher oder später in den Fängen der Finanzen landet. Wenn wir über Nacht alle Pfarrstellen besetzen könnten, gäb es keine ehrenamtlichen Gemeindeleiter mehr. Da bin ich sicher. Aber das muss ich nicht beweisen. Aber ich muss Menschen in unseren Gemeinden davon überzeugen, dass Ehrenamtskoordinatoren eine Schulung brauchen und das wir Ehrenamtskoordinatoren brauchen. Casting? Wir brauchen ein Casting? Und schon ist das Pastroalteam weg vom Fenster. Die stellen sich nämlich ein Casting lebbhaft vor. Die Kollegn und Kolleginnen haben ja Phantasie.

Aber wir brauchen natürlich trotzdem Ehrenamtliche, weil wir ja keine Priester haben. *Alter Schwede* Das ist so bekloppt, da fallen mir schon keine Worte mehr ein.

Warum machen wir das alles? Weil wir keine Priester und kein Geld haben. Wir machen das nicht, weil die Taufe die höchste Würde ist, die Menschen in unserer Kirche erlangen können und weil wir so viele unentdeckte Charismen in unseren Gemeinden vermuten, die alle unentdeckt bleiben, weil sie in das herrschende Gemeindesystem nicht passen. Wir machen das natürlich auch nicht deswegen: Jesus Christus hat uns einen Auftrag gegeben. Wir sollen aller Welt das Evangelium verkünden. Die Frohe Botschaft. Wir sollen allen sagen, dass wir gerettet sind und das es Frieden geben wird und das jeder Mensch von Gott geliebt ist und das es einen Weg durch die Wüste gibt und für jeden Menschen ein Gebet und wer keine Worte mehr hat, an dessen Stelle tritt der Heilige Geist selbst und formt Worte, eindeutig und klar, unmißverständlich und heilsam.

Wenn der Herr das Haus nicht baut, müht sich der Bauherr umsonst.

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät schlafen legt.

Den Seinen gibt 's der Herr im Schlaf.

Psalm 127

Es ist ein Wunder, dass trotz dieser gottverdammten Mißbrauchsskandale in unserer Kirche, die kein Ende nehmen wollen, das Wort Gottes trotzdem noch auf fruchtbaren Boden fällt. 

Aber was kann ich tun? Was ist nun meinen Aufgabe?

Eine Vision und der Status Quo

Ein Ort zum Leben und die Möglichkeit, alles zu teilen.

Teil einer Gemeinschaft sein, deren Schätze im Himmel sind.

Geben, was wir geben können - nennen wir es charismenorientiert.

Mit meinem glühenden Gesicht und den schweren Beinen fühle ich mich Elija nahe. Niederlegen, um zu sterben, dennoch wissen, dass Gott da ist.

 

Erstkommunionvorbereitungschallenge

Das Ganze bleibt immer unvollendet, aber wir müssen dran, weil es allerorten Unmut gibt. Den Eltern ist es zu wenig feierlich, die Gemeinde (Sonntagsgottesdienstbesucher) findet, dass früher mehr Kinder in der Heiligen Messe waren und wir Hauptamtliche wissen uns keinen Rat. Zeit für eine Klausurtagung, von der ich hier berichte. Die beiden Hauptverantwortlichen hatten es vorbereitet und Dr. Nicolaus Klimek dazugeladen, der im Bistum Essen für Katechese verantwortlich ist. Zeitungsauschnitte (Berichte von Kommunionfeiern und von Stress mit veränderten Konzepten), Mappen, Material lagen aus, Getränke und Süßkram standen bereit.

Ein Bewegungslied

Wir beginnen mit einem Lied, das kindgemäß poppig klingt. Die Bewegungen dazu zeigen das Gucken und Grüßen, sie betonen das Gemeinsame und Fröhliche. Die Einen finden es affig, die anderen finden, dass es dem Rücken nutzt. Bereits zu Beginn unseres Klausurtages wird deutlich, dass es bei Erstkommunion um ein Erwachsenenthema in kindgerechter Form geht.

Erzählen von der eigenen Erstkommunion

Wir kommen zögerlich ins Erzählen. Das sind wir nicht gewohnt. Wir können referieren und um Standpunkte kämpfen. Irgendwann fließen die Worte und es kommt Erstaunliches zutage.

  • Person A hat Erfahrungen mit der Liturgiereform. Der Kirchenraum änderte sich und die Hostie wurde als Mundkommunion gereicht.
  • Person B war zur Frühkommunion.
  • Bilder lagen auf dem Tisch.
  • Person C war konfirmiert worden und berichtete sowohl davon als auch von ihrem Wechsel zur katholischen Kirche.
  • Texte wurden auswendig gelernt.
  • Darf man die Hostie kauen? Eine Frage, mit der sich Viele von uns damals beschäftigt hatten. Wir hatten ja gelernt, dass es der Leib Christi ist.
  • Kirche bietet Struktur und damit Sicherheit. Aber warum ist das so?

Das Konzept

Natürlich referiere ich hier nicht das Konzept - Konzepte gibt es genug und keines ist besser als ein anderes -, aber was bei unserem Klausurtag an dieser Stelle geschah.

Die beiden Verantwortlichen stellen das aktuelle Konzept vor und wir diskutieren über die Erwartungen der Eltern und Kinder an die Erstkommunionvorbereitung. Wir verstehen, dass das jedes Jahr anders rüberkommt, darum ist es sinnvoll, projektbasiert zu arbeiten. Tendenziell kann man sagen, das nach Spiritualität gefragt wird. Fragwürdig wird unser bisheriges Tun durch lange Schulzeiten und Freizeitstress und die allgemeine Fragwürdigkeit von Kirche. Man nimmt nicht mehr alles hin, was einem vorgesetzt wird, andererseits möchte man aber auch nicht einbezogen werden. Was machen eigentlich die Hauptamtlichen? Auch wir im Pastoralteam, sehen nicht viel von dem, was die anderen tun. Aus unserem eigenen Tun können wir ableiten, dass viel Kraft in Erklärungen fließt, denn es kann kirchliche Sozialisation nicht vorausgesetzt werden. Einfacher wäre das Gespräch, wenn wir das kollaborative Arbeiten gewohnt wären. Es ist schwer, über die Erstkommunionvorbereitung zu sprechen, weil wir zu schnell in kontroversen Auseinandersetzungen sind, statt zuzuhören, mitzudenekn und dann erst zu reden. Wir reden im Twitterformat und das ist gefährlich. Immer dann, wenn jemand einen Gedanken ausfalten kann, manchmal auch stolpernd, wird ein Gespräch daraus. Nachfragen klingen nicht mehr wie Anwürfe, sondern dienen dem Verständnis.

Bedingungen

Was wie ein Klagegesang beginnt, wird zu unserer Schatzkiste:

  • längere tägliche Schulzeiten
  • Berufstätigkeit der Eltern
  • Freizeitstress
  • Frage nach dem Sinn des Lebens
  • Anfrage an Kirche / Positionierung von Kirche
  • Glaube - Sitz im Leben ?
  • Erwachsenenkatechese ? !
  • Große Pfarrei mit kleinen Gemeinden
  • Schätze im Glauben erkennen (Schriftgespräch gibt es bereits; was können wir noch tun, um Schätze im Glauben zu entdecken?)
  • Vergebung ist Thema in der Gesellschaft (Beichte, Buße)
  • "Wir müssen uns das Glauben zu eigen machen, wir sind selbst verantwortlich."

Wie können wir Vorraussetzungen schaffen, die für alle Menschen Zugänge zum Glauben ermöglichen? Es ist alles so vorrausetzungslos. Jedes Sakrament steht für sich. Es gibt keinen Prozess des Glaubens in der Gemeinde. Was beim einzelnen Menschen geschieht, können wir nicht wissen. Es gibt keine Kultur des gemeinsamen Glaubens außerhalb der Liturgie. Zack, steht wieder einer da und will was, irgendein Sakrament.

Wir Hauptamtliche fragen uns: Was ist unsere Heimatgemeinde? 
Das ist nicht immer die, für die wir tätig sind. Manchmal sind es auch die Menschen, mit denen wir im Glauben unterwegs sind.

Mittagspause. Im Restaurant stehen wir um den Tisch und beten gemeinsam, bevor wir uns am Buffett bedienen. Es ist nichts als ein gemeinsames Essen, eine Mahlzeit, Nahrungsaufnahme, Genuß und Gespräche.

Grundlegende Überlegungen

Nach der Mittagspause bietet Dr. N. Klimek uns seine Grundlegenden Überlegungen an:

  • Nur wer sich aus der Komfortzone traut, gerät in die Wachstumszone. Aber wer zuviel Schwung dabei hat, landet schnell in der Panikzone.
  • Erste Frage: "Was Warum machen wir?"
  • GOTT ist da. Er möchte dein Heil.
  • Nicht wir machen, sondern er schenkt.
  • Achtsamkeit: enge Zeitraster, gemeinsame Feier, Eltern einbeziehen, Lebenswelten.
  • Nicht Leute in Kirche einpassen, sondern Kirche so gestalten, dass Leute Gott entdecken können.
  • Angebot auch über Vorbereitung hinaus.

Wir entwickeln Thesen aus der Frage "Warum machen wir das, was wir machen"? Daraus entwickelt sich ein neuer Schritt:

Eigentlich

Wir sollten die Erwachsenentaufe und das Katechumenat stärker in den Blick nehmen. Herr Klimek macht uns auf die Arbeitshilfe Nr. 160 der Deutschen Bischofskonferenz aufmerksam: "Erwachsenentaufe als pastorale Chance", in deren Vorwort es heißt: "In der christentümlichen Gesellschaft der Vergangenheit wurde das Christsein von Generation zu Generation „vererbt“. Wir sprechen von sozial-kulturellen bzw. pädagogischen Formen der Weitergabe des Glaubens; beide verlieren immer mehr an Bedeutung. Die Vorzeichen, unter denen Menschen heute dem Glauben begegnen, verändern sich: vom Erbe zum Angebot." Wir erkennen, dass Vieles in der Erstkommunionvorbereitung dem Disziplinieren dient. Es muss bei der Feier alles klappen. Wir fragen uns, welches Alter das Richtige für einen Zugang zum Glauben ist. Wir sind uns einig, dass wir mit den Sakramenten flexibler umgehen können müssten. Die Reihenfolge und das ererbte Gemeindeleben können nicht hinterfragt werden, wenn wir uns nicht über den Boden im Klaren sind, auf dem wir stehen. Mit manchen Veränderungen jagen wir die Erstkommunionvorbereitung in die Panikzone. Das Angebot geistlicher Begleitung für alle Menschen wäre eigentlich sinnvoll, aber es gibt auch Angst vor Überfordeurng unserer Kräfte. War es nicht Ignatius von Loyola, der drauf bestannt, dass man eine Sache so vorbereiten müsse, als hinge sie von einem ab, aber wenn man sie durchführe, müsse man sich klar sein, dass alles von Gott abhängt. Das klingt in den Augen mancher Gemeindemitglieder larifari-esoterisch. Wir müssen unser Tun besser kommunizieren.

Mögliche Wege der Erstkommunion

Wie machen wir jetzt weiter?

Es gibt diese Pflichtveranstaltungen: Heilige Messe am Sonntag, Elternabend (nicht nur zur Information), Gruppenstunden für Kinder, Weggottesdienste, Familienmessen (1 x im Monat), von den Kindern gestaltete Elemente in der Sonntagsmesse.

Es gibt frei wählbare Projekte wie Krippenspiel, Kinderbibeltage, Ausflüge.

Bis jetzt standen 4 mögliche Strukturierungen der Gruppenstunden zur Debatte: 4 Samstage von 10 bis 17 Uhr oder monatlich ein Samstag oder sonntags 14 tägig nach der Messe oder wöchentlich.

Wir diskutieren.

Ein Vorschlag aus der Praxis einer anderen Gemeinde wird eingebracht: Es gibt Sonntagsmessen mit Erklärungen für Eltern und Kinder statt allem anderen. Erst nach der Erstkommunion kommt mehr für die, die wollen.

Ein anderer Vorschlag: Es gibt nur Weggottesdienste als Vorbereitung. Flankierend werden Sternsinger, Themenstunden, ... angeboten und das gesamte Spektrum der Gemeinde wird für Eltern und Kinder geöffnet. Nach der Erstkommunion werden alle weiter zu Weggottesdienstes eingeladen. 

tbc

Dann war die Zeit auf einmal um und einige mussten schnell zum nächsten Termin und andere blieben mit Geschirr und Besteck zurück. Die Verantwortlichen für die Erstkommunionvorbereitung werden ein Konzept aus den Ergebnissen dieses Klausurtages "stricken" und (wenn es nach mir ginge auf der Pfarreihomepage veröffentlichen; dann werde ich es hier verlinken) wir haben die nächste Erstkommunionvorbereitung bereits vor der Brust.

 

Kanzelpredigten sind nicht mehr länger sinnvoll

Wir können Menschen heute auf zielgruppenorientierte Weise erreichen. Aber Kirchengebäude sind noch so konzipiert, dass ein Altarraum erhöht ist, weil er von allen gut gesehen werden soll. Die Kanzel ist in manchen Kirchen noch ein wenig höher als der Altar. Das Wort musste wegen der Akustik von oben gepredigt werden. Die von Luther propagierte Dreiheit aus Kanzel, Altar und Orgel führt falsch verstanden zu Disziplinierung der Gemeinde statt zum Verständnis der Liturgie.

Wenn heute ein Priester an die Kanzel tritt oder auf die Kanzel steigt, predigt er sein Wissen und Glauben einer Gemeinde, die aus Individuen besteht, die verschiedene Vorrausetzungen mitbringen: Lebenserfahrung, Alter und Bildungsstand machen es unmöglich, einer Sonntagsgemeinde zu predigen. Ist es anders, stimmt mit der Gemeinde was nicht.

Ein Blick zurück

Die ersten Christen nahmen noch an Gottesdiensten ihrer Ursprungsgemeinschaften teil, bevor sie sich ganz dem Christentum zuwandten und aus und in ihm lebten. Weil es zunächst noch keine Kirchen gab, versammelte man sich in Wohnhäusern. Menschen mit Status und Räumlichkeiten konnten ihr Hab und Gut zur Verfügung stellen. So entstanden Kirchen, die die Tradition der jüdischen Gemeinden immer mit sich führen.

Die ersten Kirchen waren Versammlungsräume mit Altar. Man pflegte Wort und Gesang und die Erinnerung an das Opfer von Jesus Christus. Daraus entsteht die Liturgie, die Menschen miteinander feiern. Diese Liturgie entspricht der Zeit, in der sie leben. Beispielsweise hieß es lange Zeit: "Die Messe lesen." oder "Die Messe hören." Heute sagen wir: "Die Messe feiern."

Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass Kirchengebäude in unterschiedlicher Gestalt erkennbar sind. Viele Menschen suchen beeindruckende Kirchen wegen ihrer Architektur auf. In den gleichen Gebäuden finden sich Menschen zum Gebet. Wenn heute ein Priester in einer katholischen Kirche am Mikrofon steht und predigt, steht er an einer Kanzel und redet wie ein Vortragender. Die Menschen in der Gemeinde hören zu. Aber lernen sie auch? Das Lernen ist als Lebensform in einer Entwicklung, die die Politik nur schwer mitvollziehen kann. Unser Schulsystem ist genau so in der Kritik wie unsere Formen des Kirchenlebens. Beides ist schwer zu verändern, weil es alten Gewohnheiten entspricht, die uns zwar belasten, aber an aktuelle Erfahrungen des Lernens und Glaubens können wir als Kirche oder Schule nicht leicht anschließen. Wer aus Interesse lernt, kann sich heute selber informieren. Das ist sicherlich auch eine Frage des Temperatemtes und des Bildungsstandes. 

Ein Blick nach vorne

Christen finden an allen Orten Plätze oder Gebäude, die Möglichkeiten zu Gebet und Gottesdienst bieten.

Informationen sind für alle zugänglich. Lernen ist für alle möglich.

Man nimmt nicht mehr an Veranstaltungen der Kirche teil, sondern gestaltet interessegeleitet mit, so dass alle Menschen sich als lebendiger Teil der Kirche erfahren können.

Predigt im 21. Jahrhundert wird zu Mission

Bald redet niemand mehr von oben. Bald antwortet niemand mehr, ohne gefragt zu worden zu sein. Wer früher predigte, macht sich heute auf den Weg in eine unübersichtliche Gemeinde und sucht Gemeindemitglieder (und alle Menschen) in ihren Lebensräumen auf. Dabei wird deutlich: Die Lebensräume des ehemaligen Predigers sind die Lebensräume aller Mensch (Wir gehen alle einkaufen, wir machen alle Sport, wir sehen alle fern, ... .) . Der Begriff Mission verliert seinen Schrecken, denn Mission ist eine Notwendigkeit, die aus Begeisterung und Liebe wächst. Niemand wird bedroht oder eingefangen. Kirche wird attraktiv, weil sie eine Kirche der Menschen ist. Kirche motiviert, weil sie mit einem erfrischten Dasein Menschen zum Erfragen der Botschaft motiviert.

 

Donnersberger Warte, die Langobarden und der Klimawandel

Donnersberger Warte, die Langobarden und der Klimawandel

Von der Donnersberger Warte aus hat man einen wunderbaren Blick in Richtung Obermarsberg, wo die Stiftskirche über einer durch Karl den Großen zerstörten Stätte der Irminsul steht. Den historischen Ort der Zerstörung findet man in der Krypta. Er ist durch den Altar des Heiligen Sturmi gekennzeichnet. Karl der Große hatte die Sachsen geschlagen und, nachdem er zwischendurch woanders zu tun hatte, noch mal geschlagen. Für Kinder gibt es rund um die Stiftskirche mit einem Rittersymbol markierte Stätten, an denen auf kleinen Tafeln alte Geschichten erzählt werden. Unter anderem diese:

Der Sachsenkönig fand den Schlüssel zum Geheimgang nicht. In der Nacht davor hatte er geträumt von dieser Situation und in dem Traum hatte er mit dem Fuß aufgestampft, woraufhin ihm der Schlüssel vor die Füße fiel. Nun versuchte er es also auch in der Wirklichkeit - und siehe da: es funktionierte.

Karl der Große hatte die Ereseburg kurzzeitig aus politischen Gründen verlassen müssen. Er war zwischen Spanien und der Eresburg und dann wieder Italien unterwegs, um die Sachsen und andere Völker endgültig zu unterwerfen. Beeindruckende Strecken, die der Herrscher zurücklegen musste, um sein Reich zusammenzuhalten und seine Interessen zu vertreten. So viele Völker, so viele Sprachen, so viele Gegenden. Berge, Meere, weite Wälder. Nehmen wir mal ein Beispiel: Wer waren eigentlich diese Langobarden? Sie stammten aus Nordeuropa, vielleicht Skandinavien, siedelten irgendwann um (Völkerwanderung) und fielen schließlich im heutigen Italien ein, wo sie zwar die Sieger blieben, aber im Laufe der Jahrhunderte ihre eigene Kultur in der römischen Kultur aufging. Einfallen konnten sie in Italien nur, weil das oströmische Reich woanders zu tun hatte. Dieses Machtspiel begann im 6. Jahrhundert und zog sich dann hin.

Die Stadtbüchereien haben in der Regeln noch Meyers Illustrierte Weltgeschichte in ihren Regalen. Im Band 9 - Entstehung der großen Religionen - findet sich allerhand Spannendes über die Entstehung des Christentums. Die Langobarden waren zum Teil Arianer. Wußten Sie das?

Damals schrieb Benedikt seine Regel auf, das Mönchtum breitete sich als Lebensform aus, denn im Kloster war es sicherer als in der wilden Welt, und Gesetze wurden verläßlich formuliert als eine Entwicklung aus römischen, germanischen und christlichen Rechtsvorstellungen.

Die Donnersberger Warte wurde erst Ende des 14. Jahrhunderts erbaut. Damals diente sie den Obermarsbergern als Beobachtungsturm. Unser Dank gilt denen, die den Turm in Stand halten, so dass man hochsteigen kann, in die Weite schaut und dabei der Blick auf die Stiftskirche in Obermarsberg trifft. Die hat noch mal ihre eigene Geschichte.

Frische Luft beim Betrachten der Landschaft.

Da kommen einem so manche Gedanken über die Entwicklung des Christentums. Wenn wir nicht ständig in Bewegung wären und immer neu Formen für unseren Glauben fänden, wäre er längst tot. Dass die mächtigen Langobarden die römische Kultur nicht zerstören konnten, ist bedenkenswert. Dass es Jahrhunderte dauerte, bis wir endlich in der Lage sind die Menscherechte zu formulieren und ihnen zur Durchsetzung zu verhelfen, ist ebenfalls bemerkenswert. Mit dem Blick über das Land, den vielen Gedanken und neuen, alten Informationen kann ich meine Sorgen und Hoffnungen in die Weltgeschichte einfügen. Ich komme zu dem vorläufigen Schluß, dass bis jetzt der Fortschritt auf allen Gebieten unübersehbar ist.

 

4. Sonntag in der Fastenzeit - eine unhaltbare Predigt

Was man sonntags darf und was nicht, interessiert doch sowieso kaum jemanden, höchstens was im Veranstaltungskalender steht. Aber wenn die Kirchengebote uns sagen, wir sollten sonntags die Heilige Messe mitfeiern, finden wir das schon empörend. Wir lassen uns nichts vorschreiben. Wenigstens an dem Punkt halten wir es mit Jesus:

Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.

Die Sachlage ist heute eine andere als damals, da Jesus den Blinden heilte, wie es im Evangelium in leichter Sprache so sehr langatmig berichtet wird. Aber im Grunde läuft es auf dasselbe raus: Wir wollen alles richtig machen. Nicht nur, dass uns niemand Vorschriften machen soll, wir wollen auch von niemandem zur Rechenschaft gezogen werden. Es geht um die Schuldfrage, die sich heute ganz anders stellt als damals. Die Gesetzeslehrer der damaligen Zeit waren machtvoll. Die Kirche war durch die Jahrhunderte machtvoll und ist es teilweise heute noch. Sie kann sagen, ob ein Mensch dazugehört oder nicht. Dass jeder seines Glückes eigener Schmied ist, wie es der Volksmund unserer Breiten sagt, kommt für den Einzelnen erschwerend dazu. Die Menschen der alten Zeit konnten einen Zusammenhang sehen zwischen Erkrankung und Sünde. Wir Heutigen sehen einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung/gesunder Lebensweise. Der Eine wie der Ander steckt in einer schwierigen Situation. Wir wissen alle, dass wir das Leben nicht regeln können. Wir können das Unsrige beitragen, bekommen viel geschenkt, manche zu große Last und das wirkt sich aus.

Jesus begegnet dem Blinden und heilt ihn. Warum auch nicht? Er kann es. Gott sei Dank, dass Jesus den Blinden geheilt hat. Ich könnte es nicht. 7 Semester Religionspädagogik habe ich studiert und allerhand Zusatzqualifikationen erworben, aber heilen kann ich nicht. Lernen kann ich und singen. J.R.R. Tolkien beginnt sein Silmarillion mit einem Schöpfungsbericht. Die Schöpfung beginnt mit dem Gesang der Ainur. Der Schöpfer lehrt die Ainur, dass der gemeinsame Gesang die Quelle des Lebens ist. Einer dieser Ainur ist Melkor, der später der "gefallene Engel" sein wird. Er singt im Chor schöner als alle anderen, weil ihm etwas Neues einfällt. Er hat Lust am Schönen und am Gesang und möchte das Beste dazu beitragen. Noch ist er ein Teil des Ganzes. Er bleibt es, bis er besser sein will als die anderen. Ob er besser ist als die anderen, sei dahingestellt. Fakt ist, dass das Leben nur gemeinsam gelingt. Dieses Gemeinsame war in der Kirche jahrhundertelang eine unter sozialem Druck erzwungene Gemeinschaft. Im 21. Jahrhundert wär "der gemeinsame Gesang" aller Gläubigen das Gebot der Stunde. So wie die Kirche im Begriff Depositum Fidei lehrt: Die Summe aller Gläubigen kann nicht irren, denn was dem Einzelnen zu glauben anvertraut ist, ist allen gemeinsam. Praktisch umsetzen ließe sich das vielleicht demnächst mit einer Onlineabstimmung. Bisher war es nicht möglich, alle christlich Glaubenden der ganzen Welt in einer Sache zu befragen.

Jesus wird auch von manchen Juden als Lehrer verstanden, der, wie andere Lehrer, seine Grundsätze hat bei der Auslegung des Talmud. Was denken Sie, was Jesus zur Grundlage hat? Was sind meine Grundsätze?

Mitten in der Fastenzeit frage ich mich, was mir wichtig ist. Wie beantworte ich die Fragen, die sich täglich stellen? Welche Prioritäten setze ich? Bin ich das Maß meines Lebens? Kann ich es hinnehmen, dass Jesus seinen Maßstab an mein Leben anlegt? Was kann ich von Jesus lernen?

 

 

1. Sonntag in der Fastenzeit 2017 - eine unhaltbare Predigt

An dieses Evangelium habe ich schlechte Erinnerung, weil die erste Beschäftigung damit eine rein intellektuelle war, die naturgemäß im Streit endete. So liest man die Heilige Schrift nicht. Aber das ist 40 Jahre her.

9 jugendliche Firmbewerber hatten sich vergangenen Freitag über Seelsorge in einer Komplexeinrichtung der Behindertenhilfe informiert. Sie stellten fest: Leichte Sprache ist gut zu verstehen, lässt aber Einiges aus. Dem besseren Verständnis wird der Inhalt geopfert und für die Jugendlichen ist Leichte Sprache anstrengend zu lesen. Es ist nicht ihre Sprache.

Im heutigen Evangelium sprechen der Teufel und Jesus über die Bibel und den Missionsauftrag auf ihre je eigene Weise: Der Teufel hat sich im Sinn, Jesus hat Gott im Sinn. Darum kann Jesus auf des Teufels Anwürfe entspannt und sicher reagieren: Er hat einen Standpunkt. Dessen ist er sicher.

Was ist mein Standpunkt?

Wenn wir morgens und abends auf Twitter gemeinsam beten, kommen die verschiedenen Lebensweisen von Christen und Nichtchristen zum Ausdruck. In den Fürbitten kann jeder von uns alles vor Gott bringen. Manchmal geraten wir am Rande in Diskussionen um den rechten Weg zum Glauben und die rechte Weise, Gott anzubeten. Da sind wir nicht anders als dieser Martin Luther, der sein Lebenlang gesucht hat: den richtigen Weg und den Austausch mit anderen.

Als eifrige Nutzerin des Internets sind mir Mobbing, Fakenews, Datenschutz und diese Dinge vertraut. Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten, damit umzugehen:

  • Man registriert sich, wo es nur geht, und verteilt Daten ohne Ende. Man müllt das Netz zu und die Follower und Freunde finden das, was sie interessant finden.
  • Man behält seine Daten bei sich, informiert sich gründlich, bevor man sich irgendwo registriert und ist Teil eines Netzwerkes, in dem man lernen kann. Was man kreativ erarbeitet, telt man mit anderen. Man gestattet anderen, die eigenen Texte, Bilder und sonstigen Daten zu nutzen.

Der Teufelsweg führt mit dem Mainstream. Man ist geborgen wie in einer vollgeschissenen Windel. Übersicht hat man sowieso nicht, aber das gute Gefühl, dazu zu gehören.

Der Weg, der meiner ist, ist kein Vorbild für andere, denn er ist mein Weg. So sieht es auch Jesus. Er tut das Unerwartete nicht aus einer Position der Übermacht, sondern weil es uns unerwartet vorkommt. Bei Licht besehen ist der Teufel am falschen Ort, zur falschen Zeit. Die drei Versuchungen, mit denen der Teufel Jesus konfrontiert, kommen uns einleuchtend vor. Wer die Geschichte nicht kennt, ist gespannt wie ein Flitzebogen auf die Reaktion dieses Jesus von Nazareth.

  • Wer kann schon gegen Brot sein?
  • Wer dürfte an der Allmacht Gottes zweifeln?
  • Wie könnte Macht etwas Schlechtes sein, wenn man damit Gutes tun kann?
  1. Wir alle müssen essen. Der Mensch kann nicht leben ohne Nahrung. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass das alleine nicht genügt. Übergewicht. Weggeschmissenes Essen. Wir haben heute ganz andere Erfahrungen mit dem Essen und Trinken als der Teufel und Jesus. Die Sorge um das tägliche Brot haben wir mit Industrialisierung gelöst. Mittlerweile wissen wir: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Was ich zum Leben wirklich brauche, das will ich in dieser Fastenzeit ergründen.
  2. Ich bin getauft. Das war der Anker für Martin Luther. Wer zu Gott gehört, dem kann nichts passieren. Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf. Wir lachen über solche Sätze und halten sie nicht für möglich. Eigentlich leben wir Christen im Großen und Ganzen wie alle. Wir schließen Versicherungen ab, lassen uns impfen, gehen regelmäßig zum Arzt. Was ist denn mit unserem Gottvertrauen? Ich will in dieser Fastenzeit mein Verhältnis zu Gott ergründen.
  3. Zum Thema Macht hat J.R.R. Tolkien in seinem Epos "Der Herr der Ringe" alles Wissenswerte geschrieben. Wer zur Macht greift, wird von ihr beherrscht. Aber es gibt einem ein gutes Gefühl von Sicherheit, wenn man ein Portenonnaie und Kreditkarten bei sich hat. Wir können Auto fahren. Wir trainieren irgendeine Sportart. Wir machen Dinge, um anderen zu zeigen, dass sie uns ernst nehmen müssen. In dieser Fastenzeit will ich ergründen, wie ich ohne Macht klarkommen kann.

+ Gelobt sei Jesus Christus

 

Sind Familienkreise und Kleine Christliche Gemeinschaften nicht das Gleiche?

In unserer Gemeinde gab es mal Familienkreise, die aber nur noch privat existieren, das heißt: ihre Aktivitäten, ihr Leben ragt nicht mehr in die Gemeindeöffentlichkeit hinein. Wenn man eines ihrer Mitglieder auf den Familienkreis anspricht, wird es ganz hektisch. Die Augen blicken hilfsuchend oder ängstlich. Die Antwort kommt prompt: Neinnein, das geht nicht mehr, das wird alles zu viel. Außerdem sind die Kinder schon groß und man muss die Enkel hüten. ^^ Mir kommt der Gedanke, dass es nicht die Jugendlichen sind, die der Gemeinde fehlen, sondern dass der Faden der Tradition irgendwann gerissen ist. Den will aber niemand flicken.

Bei einem Gremientreffen unseres Dekanates berichtete vor einigen Jahren ein Vertreter von Adveniat von seinen Erfahrungen mit Kleinen Christlichen Gemeinschaften. Er erzählte, dies sei eine Organisationsform von Bischöfen ärmerer Länder, die Gemeinschaften in überschaubarer Größe stifteten, so dass Glauben gelebt werden kann. In ihnen ist Glauben und Leben nicht zweierlei. Unser Gremientreffen wurde von weißem Rauch gestört. Wir begaben uns an einen kleinen provisorischen Fernseher in einem Nebenraum und sahen einen uns unbekannten Lateinamerikaner auf den Balkon des Vatikan treten und hörten ihn in seiner Muttersprache Guten Abend sagen. Dann gingen wir wieder zur Tagesordnung über. Wir stellten fest, dass Kleine Christliche Gemeinschaften nichts für uns seien, weil da sowieso keiner mitmacht.

Und jetzt weiß ich auch nicht.

Übrigens: Unter Tradition verstehe ich im Wortsinn, dass wir die Botschaft weitergeben.

Dieses Video kann versöhnen. Momentan aber stehen wir etwas ratlos da oder wir wissen es besser, auf jeden Fall kriegen wir die Sache mit der Vielfalt nicht hin. Ich bin überzeugt, dass wir (alle Getauften) (gerne auch alle, die sich zugehörig fühlen) mit einem Wir-Gefühl, dass nicht an gemeinsamen Veranstaltungen hängt, weiterkämen. Auch ich fühle das Bedrohliche der näherkommenden Wüste, die die schrumpfende Gemeinde auszutrocknen droht. Wenn ich neue Wege gehen möchte, fühlen sich Gemeindemitglieder bedroht. Sie wollen den "See" schützen. Das kann ich gut verstehen. Auch ich brauche Quellen = Orte, an denen ich geborgen bin und mit anderen vertrauten Umgang pflegen kann. Aber ich kann das nicht auf diese Weise. Mir fehlen überzeugende Worte, mir fehlt das richtige Bild, meine Haltung verständlich rüberzubringen, mir wird es zu eng im See, denn der missionarische Auftrag ist meine Berufung.

Dieses Video kann versöhnen, obwohl da steht: "Kirche als Auslaufmodell". Manch einer wird es nicht sehen wollen, weil er Polemik gegen seine kirchliche Beheimatung fürchtet. Aber es geht um ein

auslaufen

Großzügig säen. Viele Menschen beköstigen, obwohl nichts da ist. ... So Vieles hat uns die Tradition mitgegeben als Ermutigung, die Liebe Gottes allen Menschen weitergeben zu können. Ich bin es ja nicht, die das tut. Ich bin nur, um im Bild des Videos zu sprechen, ein Tropfen. Kirche ist ein Modell, dass davon lebt, dass seine Mitglieder ihrer Berufung folgen. Es ist kein Krieg angesagt, wenn die einen den Pfarrsaal pflegen und Konzepte entwickeln, um die Kirche/den Kirchbau zu retten, die anderen aber irgendwo unterwegs sind und niemand so recht weiß, was sie tun. Aber auch das zeigt der Schluß des Videos: Kommunikation ist wichtig. Wir sollten unsere Gemeinschaften, welche Form auch immer sie haben, pflegen. War das nicht schon immer so? Was wäre Thomas Mann ohne Tonio Kröger? Was wäre das Volk Gottes ohne Joseph? Was wär die Wissenschaft ohne Ada Lovelace? Was wäre die Kirche ohne mich? Was wäre ich ohne die Gemeinschaft der Glaubenden? Aber wie ist diese Gemeinschaft erlebbar?

Heute kann man nicht einfach sagen "Kommt und seht". Das haben wir im Studium der Religionspädagogik bereits in den 80igern bemängelt. Karl-Heinz Schmitt war unser Erziehungswissenschaftler. Mit großem Engagement hat er unsere Beobachtungen geschärft und damit auch unsere Bebachtungsgabe. Wir sind nach dem Studium in Gemeinden gegangen, in denen man uns sagte, es werde nur mit Wasser gekocht und mit uns begänne nicht die neue Zeit. Aber Irmgard Pahl hatte uns als Liturgiewisschaftlerin mit ihrer Begeisterung für das II. Vatikanische Konzil angesteckt, so dass die einen den Marsch antraten und für die anderen nur neue Betätigungsfelder in Frage kamen. Und Eugen Drewermann erläuterte, dass es im Eherecht den "Irrtum in der Person" gäbe, was uns neu war. Wir faßten das als übertragbares Bild auf und blieben auf der Hut - wenn auch zuversichtlich.

Niemand wird einem an der Kirche interessierten Menschen sagen: "Komm und schau es dir an." Was kann man sich anschauen? Das Ganze ist groß undunübersichtlich. Man kann aber sagen. "Schau dich in Ruhe um, lass dir Zeit. Ich kann dir gerne zeigen, was mir gefällt. Was dir gut tut, musst du selber rausfinden." So ist das im 21. Jahrhundert. Es gibt keine einfachen Antworten. Das heißt aber auch, dass niemand als esoterischer Spinner gelten kann, der sich hinausstürzt in die Wüste. Wem das so vorkommt, der müsste sich eher fragen, ob er Informationsbedarf hat. Dazu sind Bildungsräume wichtig. Beispielsweise brauchen Erstkommunion-Katechtenrunden nach meiner Erfahrung selten Anweisungen für die Stunden mit den Kindern, sondern Möglichkeiten ihre eigenen Fragen zu stellen. Das muss in Freiheit geschehen und mit Liebe, alles andere wäre Unfug.

Aber wo geh ich nun hin, da es keine Familienkreise bei uns gibt und Kleine Christliche Gemeinschaften nicht von Interesse sind, es nur kfd im Auflösungsprozess und den PEP (Pfarreientwicklungsprozess) und vergleichbare Gremien gibt - und natürlich gewachsene Strukturen, irgendwie dörflich, mir zu eng?

 

"Ich hab kein Problem damit"

Logo des CCC Kongresses 2016: works for me (aber in Spiegelschrift)Dieser Kongreß in Hamburg, da will ich auch noch mal hin in diesem Leben. Dieser Chaos Computer Club, der weit weniger böse ist, als er erscheint, und der mir so oft aus dem Herzen spricht. Das Motto des "Zwischen den Jahren"-Kongresses ist eben nicht "zwischen den Jahren", sondern sinngemäß: "bei mir läuft 's". Dieser Spruch beendet ein Beratungsgespräch, weil der Ratsuchende nach etwas verlangt, das nicht verstanden wird und/oder nicht gegeben werden will und/oder nach zu viel Arbeit aussieht. Wie oft ist es auch bei uns in der Kirche so. "Sollen die Weihnachtskirchgänger doch gucken, wie sie mit der Liturgie klarkommen." Die Chaosclubber haben ihr Anliegen herrlich im Design umgesetzt. Aber jetzt nochmal zur Kirche:

Wir wurtschteln .... neinneinnein, sehen wir es mal so: wir organisieren unsere Gemeinden. Dabei halten wir uns an Regeln, gewöhnen uns an manches, machen es uns nicht leicht und sind irgendwann in ihr Zuhause oder auch nicht. Jugendliche fordern in der Firmvorbereitung schon gar nichts mehr. Die pastoralen Kräften haben das Disziplinieren gelernt. Hauptschüler bleiben weg. Gymnasiasten können den Code lesen und bedienen ihn.

Ja und ?

Das ist nicht im Sinne des Erfinders. Statt unsere Pfründe ... pardon, ... ich meine: statt sich um die Liegenschaften, das Personal und das Sichern von Geldern zu kümmern (was wir nicht lassen sollten), sollten wir uns um die Armen kümmern. Der Papst frühstückt an seinem Geburtstag mit Obdachlosen. So sieht es auch. Er geht aber auch vielen auf den Keks.

Mir gefällt es so. So soll es bleiben. Warum wir immer weniger werden, weiß ich auch nicht.

Einige, die auch nicht schlauer sind als du und ich, verdienen sich grad eine goldene Nase mit dem Veröffentlichen von Literatur zum Thema Sprache der Kirche. Es ist bei weitem nicht damit getan, einige Texte in Leichter Sprache zur Verfügung zu stellen. Das ist ja auch nur so eine Mode. Mit Blick auf das IndieWeb formuliere ich meinen Status Quo:

  • Sei dir deines Glaubens bewußt.
  • Passe dich nicht an, sondern bleib im Gespräch. Sei mutig.
  • Richte dich auf Gott aus, nicht nach einem Prinzip oder einem Konzept.
  • Wenn du doch an Gott glaubst, warum vertraust du Gott dann nicht?
  • Bring deinen Glauben in deine Sprache.
  • Höre zu, bevor du Antworten gibst oder eine Stellungnahme formulierst.
  • Sei ein Teil deiner Kirche. Gestalte sie mit. Auch gegen Widerstände. Du bist berufen, da du getauft bist (Martin Luther!).
  • Pflege die Gemeinschaft mit anderen Begeisterten.