Vom linken Niederrhein ins Ruhrbistum
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In Gesprächen mit vielen Menschen, die sich mit dem Klimawandel ernsthaft auseinandersetzen, konnte ich Beispiel für das Einsparen von Trinkwasser sammeln und probiere die nun aus. Fangen wir mal dem ekeligsten an:
Meine Schwester spült nur alle drei Male nach dem Pinkeln. Das geht. Erst musste ich meinen Automatismus durchbrechen, denn der Griff zum Spültaster ist tief in mir verankert. Es fühlt sich seltsam an, nicht zu spülen, aber es geht, es stinkt nicht, die Bürste kann ich ja trotzdem nutzen.
Mal eben was abspülen oder das Gesicht waschen. Sowohl in der Küchenspüle als auch im Badezimmer steht nun eine Schüssel. Darin sind 1 - 2 Liter Wasser, die ich so gut wie möglich nutze, um Gemüse zu waschen, die Messer zwischendurch abzuspülen, die Hände zu waschen. Das geht gut. Dieses Brauchwasser eignet sich perfekt zum Blumengießen. Auch der Rasen und die Pflanzen in Töpfen auf der Terasse, ebenso die Stauden kommen mit diesem Wasser gut klar.
Unter der Dusche zu stehen tut gut. Aber momentan mache ich mich nur naß, seife mich ein und dusche mich dann ab. Überhaupt wasche ich mich seltener.
Haare wasche ich am Waschbecken mit der Schüssel. Danach warte ich, bis der Schaum vergangen ist und schütte das Wasser auf die Wiese. Dadurch sind einige grüne Flecken auf der ansonsten gelben Wiese entstanden.
Bei manchen Äpfeln schmeckt der Kitsch mir nicht. Ich lege ihn unter einen Busch oder an den Rand einer Wiese. Die Vögel knabbern dadran, größere Vögel schleppen ihn sogar ab.
Flache Teller und kleine Schüsseln mit Wasser sind für Vögel, Insekten und Eichhörnchen eine Wohltat. Bestimmt gehen auch andere Tiere da dran. In diese Gefäße kommt natürlich kein Brauchwasser.
Es ist ein Hotel, in dem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine Behinderung haben können. So wurde ich aufmerksam. Mittlerweile ist auch HomeOffice möglich
Die Speisekarte und das Frühstücksbuffet sind gut zu genießen, nicht zu groß, mit Selbstgemachten ( zum Beispiel Brombeermarmelade aus den Brombeeren, die wir im Garten pflücken konnten ). Das Personal ist geduldig. Das konnten wir im Juli 2022 mit 2 Kleinkindern testen. Es gibt 2 Triptraps. Es ist auch nicht schlimm, wenn wir uns selber bedienen an den Bereichen, die wir von Mitarbeitern genutzt sahen. So konnten wir uns eine Kuchengabel holen, denn Kinderbesteck gibt es leider nicht.
Unschlagbar ist der liebevoll gestaltete Garten, mit allerhand Sitzecken und lauschigen Plätzen. Ein Genuß nach einem Tag in der Großstadt. Auch wir Erwachsenen fanden es 1 A.
Die Betten sind bequem, die Steckdosen gut verteilt ... der Strom funktioniert leider nur, wenn die Zimmerkarte im dafür vorgesehenen Slot steckt. Blöde Technik für den Fall, dass das Handy während einer Pause im Hotel aufladen soll und wir mit leckeren Getränken im Garten sitzen. Nur wer mehr als eine Karte fürs Zimmer bekommen hat, hat eine Chance.
Was Corona zum Opfer fiel, sind die Zeitungen zum Frühstück.
Was dem Krieg zum Opfer fiel, ist der Reparaturservice, der wie alle anderen auf die Ersatzteile warten muss. Glücklicherweise gibt es einen Plan B für den defekten Aufzug. Im Nebengbäude ist ein weiterer Aufzug. Es gibt einen internen Zugang.
Neu war mir das Gästehaus mit 2 Appartements incl. Wasserkocher, Kühlschrank, Toaster und Geschirr (sie nennen es Kichenette). Das merken wir uns fürs nächste Mal.
Das Hotel ist vom Hauptbahnhof mit der M 10 gut zu erreichen. Orientierungspunkt ist aus allen Himmelsrichtungen das Mauerfallmuseum.
Der Bahnhof.
2,5 Stunden Zeit.
Das mache ich gerne so: flanieren.
Alles voller Menschen. Viel Gedränge und Geschubse. Da sind wir im Ruhrgebiet achtsamer im Umgang miteinander. So wie in Frankfurt habe ich das noch nie in einer europäischen Großstadt erlebt. Die Einen wirken oberflächlich, die Anderen verzweifelt. Herrgott, wie viel monsterartige Gestalten durch die Welt laufen. Unglaublich. Und wie hilflos ein Mensch dabei sein kann. Dieser Dreck. Dieser ständige Lärm.
Den Blick zum Himmel, gegen die wuchtigen Hochäuser, in denen das Geld wohnt, habe ich direkt als wohltuend empfungen. Wenn nur das gewesen wäre, wäre es halt ein Teil Frankfurts.
Da ist der Citypoint der katholischen Kirche.
Menschen kommen in den Hof und zünden Teelichter an einer Marienfigur an. Viele verschiedene Menschen. Aber sie sehen einander nicht an. Sie sehen sogar weg, wenn mal Bllickkontakt entsteht.
Man kann beichten und man kann ein Seelsorgegespräch bekommen.
Eine aufmerksame Wächterin spricht Menschen an. Sie kann sogar verschiedene Sprachen. Es gibt eine Plakatwandausstellung der Diakonie über eine Bauwagensiedlung.
Wohl mittlerweile eher für Toristen gedacht. In einem Kellerraum grölen und streiten Besoffene. Ansonsten ein Markt in einer Halle. An den Wänden der öffentlichen Toilette (für Männer und Frauen) sind gut lesbare Ausdrucke geklebt: Die Toilettenbenutzung kostet nichts. Eine Clofrau in Maske und Handschuhen putzt und putzt und putzt und lädt die Menschen in die Kabinen ein. Die Toiletten werden ständig genutzt. Ich gebe ihr das Trinkgeld in die Hand.
Ein Platz mit Bäumen, Restaurants und Cafés, Menschen in der Sonne an Tischen. Ich nehme Platz. Aber auch da das gleiche Gehetze und die gleichen frustrierten Gesichter. Die Bedienung ist der einizige lächelnde Mensch (aber nur, wenn sie jemanden ansieht).
Café Utopia hinter dem Goethehaus. Plüschsofas drinnen, Gartenambiente draußen. Ein geschützter Raum, den man betreten muss, da geht man nicht mal eben vorbei. Theateratmosphäre.
Ob ich am Römer war, werde ich gefragt, als ich meiner Schwester von meinen Erfahrungen erzähle.
Meine Schwester hat eine Geschichte mit Frankfurt. Sie war oft dort, hat Menschen getroffen, Veranstaltungen besucht und Erinnerungen. Das mag etwas anderes sein.
Von einer Stippvisite nach Frankfurt rate ich dringend ab. Es ist ein Ausflüg in die Hölle.
In den 80igern hatten wir Gemeindereferentinnen im Bistum Essen in der Regel einen Mentor, der selber Geistlicher war. Der meinige hatte 2 Grundhaltungen für unsere gemeinsame Wirkmächtigkeit der Pastoral:
Er pflegte darauf hinzuweisen, dass in seinen beruflichen Anfängen sein Pfarrer ausgesprochen rüde mit ihm umging. So trafen sie sich zu Hausbesuchen, um je von einem Ende der Straße zu beginnen. Sie trafen sich im 1. Haus, das sein Pfarrer zu besuchen hatte, der vergnügt bei Kaffee und Kuchen (und Schnaps) saß, während mein Mentor die gesamte Straße abgegrast hatte.
Der Gipfel der Ungerechtigkeit bestand allerdings in der Aufsässigkeit der Kapläne, die nun ihm als gestandenem Pfarrer auf der Nase rumtanzten, statt, wie es doch hätte sein müssen, in Respekt vor seiner Würde allen Anweisungen Folge leisten sollten ohne Widerspruch.
Heute kann ich diese Beobachtung prinzipiell bestätigen. Denn in meinen beruflichen Anfängen besuchten wir jungen Hüpfer Fortbildungen und engagierten uns wie wild, während die Altvorderen im Weg standen und alles besser wussten. Dementsprechend gebärden sich die jungen Berufskollegen und -kolleginnen ziemlich altklug und hochnäsig, sind zu keinen Kompromissen bereit und meinen, mit ihnen begänne die neue Zeit.
Mein Mentor ließ sich gerne über die Zeiten als Krankenhausseelsorger aus, in denen er mit einer Hostienschale auf den Stationen auftauchte, der berockte Messdiener eifrig bimmelte und nun die Kommunionausteilung von Bett zu Bett beginnen konnte. Das waren noch Zeiten. Wenn er zum Ende seiner Laufbahn in die Klinik gerufen wurde, musste er erst mit dem Kommunikanten klären, welcher Religion er angehört und wie er es gerne hätte (Mundkommunion? Hatte er bereits gebetet? Erwartet er eine Katechese? Was ist mit den Bettnachbarn?).
Das nicht mehr homogene Volk ist individualistisch. Dabei darf es das gar nicht. Die Deutungshoheit für den Glauben liegt beim Priester. (Ich zitiere ja bloß.)
Wenn heute ein Priester in der Heiligen Messe predigt, kann er sich nicht sicher sein, ob er verstanden wird. Die da vor ihm sitzen, sind gelangweilt, schalten auf Durchzug oder haben eine Art geistliche Bingotafel im Sinn, die er abarbeiten muss, wenn er bestehen will.
Culture eats strategy for breakfast
Mit Gottvertrauen geht es weiter. Unabhängig von allen Themen werden diese beiden Aspekte bis in alle Ewigkeit bleiben:
1. Wir werden am Ende unserer beruflichen Laufbahn genau das erfahren, was uns bereits zu Beginn widerfuhr.
2. Erst arbeiten wir uns in die Materie ein, dann stellen wir fest, dass unsere Fähig- und Fertigkeiten nicht mehr taugen (was auch egal ist, weil wir dann ja am Ende unserer beruflichen Laufbahn sein werden).
Aber es wird auch immer so sein, dass Menschen nachwachsen. Die Welt ist voll engagierter junger Menschen. Sie haben Ideen und sehen alles aus ihrer Perspektive, mit ihren Erfahrungen und mit dem, was wir Älteren ihnen bieten. Sie sehen Dinge, die wir nicht sehen. Es geht immer weiter. Ein bisschen von dem fiesen Druck, der auf uns allen lastet, können wir nehmen. Gemeinsame Pläne bringen Klarheit in objektiv beschriebene Abläufe, die von Subjekten mit Leben gefüllt werden. Ich frage mich, wem ich vertrauen kann. Denn ich weiß nicht alles und kann darum wichtige Entscheidung in meinem Leben und in meinem Beruf nur mit Hilfe anderer Menschen treffen. Zumindest mein Christsein ist eine feste Größe. Alles andere ist offen und verhandelbar. Gewachsene Strukturen und Beziehungen wollen gepflegt werden oder gehören gekappt. Wer kann das entscheiden? Noch fragen wir so. Mir wäre es lieber, wir könnten gemeinsam entscheiden. Aber dazu bedarf es natürlich einer Struktur (die wiederum mit Kultur belebt wird und nie 1:1 umgesetzt werden kann).
Es ist kurz vor Pfingsten.
25. - 29. Mai 2022 in Stuttgart
Obwohl dieser Katholikentag der innovativste für unsere Kirche in Deutschland werden wird, kann ich leider nicht dabei sein. Glücklicherweise klappt die Vernetzung mit den Menschen vor Ort sehr gut und viele Veranstaltungen und Inhalte kann man online abrufen.