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PASTORALPOPULISMUS - aber es ginge natürlich auch anders

Christian Hennecke gebraucht ein schreiendes Wort in einem Artikel, der mir aus dem Herzen spricht, ebenso wie seine Twitterei zum Thema in der Auseinandersetzung mit einem Redakteur von katholisch.de . Der Artikel ist lesenswert. Er spricht Journalismus an. Die Art und Weise, in der Lesende gewonnen werden sollen mit knappen, klaren Aussagen, die aber beileibe komplexe Zusammenhänge nicht wiedergeben können. Wer im kirchlichen Bereich eine Aussage macht, kommt um eine Einbettung in kirchengeschichtliche Zusammenhänge nicht herum. Man kann nicht einfach sagen

Alle sollen zum Tisch des Herrn geladen sein

Man darf niemanden ausschließen

Solche Sätze sind unredlich, wenn sie von Theologen kommen, weil sie das Publikum ansprechen, ohne die lange Geschichte unserer Kirche ernst zu nehmen. Man kann das Rad nicht rumdrehen. So einfach ist das nicht. Wie fatal Korrekturen verlaufen können, sehen wir an der Wirklungs-Geschichte des II. Vatikanischen Konzils, das uns viel Gutes gebracht hat, dessen Inhalte längst nicht umgesetzt sind, weil sie umgesetzt werden müssen. Das bedeutet Veränderung. Dabei geschehen Brüche, weil Entscheidungen getroffen werden müssen. Damit muss man sich befassen, bevor man den Mund auftut. Damit muss man auch das Publikum vertraut machen, sonst hält man es für unmündig.

Publik-Forum hat eine Petition an den Papst gestartet. Sie trägt die reißerische Überschrift "Keine Ausgrenzung am Tisch des Herrn". Dabei kann man von Publik Forum anderes erwarten. So wie sie es angehen, fallen die Kommentare der Online-Unterzeichnenden aus. Purer Pastoralpopulismus.

Vor der Sonntagsmesse spricht mich ein Gemeindemitglied stürmisch an, ich könne ja jetzt gleich unterschreiben, da ich ja da bin. Zack. Eine Unterschriftenliste. Das gestrige Klick des kleinen Mannes. Heute klickt man. Zack. Es kommt noch schlimmer. Der Zelebrant weist am Ende der Messe auf die Unterschriftenliste hin. Auch er erklärt nichts. Es gibt aber ein DIN-A-4-Blatt mit Informationen, das jeder mitnehmen kann. Das finde ich gut. Aber bis alle das gelesen haben, haben sie unterschrieben. Wer nicht unterschreibt, steht im Verdacht, dagegen zu sein.

Müssen jetzt alle Theologen werden, bevor wir weiter diskutieren können?

Aber nein. Aber informieren müssen wir uns schon. Es sind sowieso nur knapp 100 von 3000 Christen, die wir nach der Kirche erreichen. Denn wir informieren uns grundsätzlich erst einmal nicht. Lesen Sie den oben verlinkten Artikel von Christian Hennecke. Er hat es wunderbar erklärt. Aber lesen müssen sie es schon. Oder sie lesen etwas anderes. Und miteinander sprechen müssen wir. Kontakt halten. Kommunizieren. Sonst geht es nicht. Dem Papst Verschleierung vorzuwerfen ist Blödsinn. Wir befinden uns in einem Prozess. Wer einerseits Aggiornamento will und andererseits jede Äußerung des Papstes auf die Goldwaage legt, ist verlogen und bigott. Denn was sich im Großen abspielt, geschieht genau so in unseren Gemeinden. Es bedarf der Meinungsbildung.

Meinungsbildung gegen Pastoralpopulismus

und Gottvertrauen

Dies schreibe ich am Fest Mariä Heimsuchung, das ein Fest der Frauensolidarität ist. Es kann ein Fest der Solidarität sein für alle Berufenen, die begeistert sind und deren Weg mit Gott nicht mit einem Examen beginnt, sondern mit dem Ruf, der an sie ergeht (kirchisch gesprochen). All dies kann ich ohne Gottvertrauen nicht denken. Darum wünsche ich sehr, dass wir aufhören, einander zu belehren. Auch miteinander sprechen ist zu wenig. Wir müssen einander schon lieben. Sonst klappt es nicht. Das haben bereits die Apostel für Sie getestet.